Hintergrund: Putin und die Oligarchen

Berlin (dpa) - Oligarchen werden heute vor allem Großunternehmer aus den Staaten der früheren Sowjetunion genannt, die nach deren Zerfall Milliarden verdienten - wie der jetzt von Wladimir Putin begnadigte Kremlkritiker Michail Chodorkowski.

Das Wort Oligarchie stammt aus dem Griechischen und bedeutet: „Herrschaft der wenigen“.

Seit Putin 2000 erstmals Präsident wurde, versucht er, die Macht der unter seinem Vorgänger Boris Jelzin in Schlüsselpositionen der Wirtschaft gelangten Oligarchen zu brechen. Zu denen, die in der „Gründerzeit“ der russischen Wirtschaft einflussreiche Finanz- und Medienkonzerne aufbauten und in Putins Visier gerieten, gehörte auch der Öl-Milliardär Chodorkowski. Der Chef des Yukos-Konzerns hatte sich in die Politik eingemischt und war in Opposition zum Kreml gegangen. Schon vor ihm war 2003 sein Geschäftspartner Platon Lebedew festgenommen worden. Er sitzt bis heute in Haft.

Einer der ehemals mächtigen und dann ins Ausland geflüchteten Wirtschaftsbosse war der Medien- und Aluminiumunternehmer Boris Beresowski. Auch er hatte sich offen gegen Putin gestellt und 2000 in Großbritannien politisches Asyl erhalten. Die russischen Behörden legten ihm Wirtschaftsverbrechen zur Last und forderten seine Auslieferung. Im März 2013 wurde Putins schwerreicher Intimfeind tot in seinem Haus bei London gefunden. Die Todesumstände sind noch nicht geklärt, die Ermittler schließen Mord nicht aus.

Die meisten anderen Oligarchen haben sich mit dem Kreml arrangiert - wie Roman Abramowitsch, im Westen als Eigentümer des britischen Fußballclubs FC Chelsea bekannt. Sein Vermögen schätzt das Magazin „Forbes“ auf 10,2 Milliarden US-Dollar (7,5 Mrd Euro). Im kaum besiedelten Autonomen Bezirk der Tschuktschen im äußersten Nordosten Russlands investierte Abramowitsch viel Geld. Er hatte sich dort seit 1999 auch politisch engagiert und war bis 2008 Gouverneur. Im Juli zog er sich aus der Politik zurück, weil ein neues Gesetz Abgeordneten keine Konten im Ausland mehr erlaubt.