Hintergrund: Scharfzüngige Kritik an Politik und Gesellschaft

Hamburg/Berlin (dpa) - Sein Redetalent brachte Helmut Schmidt von politischen Gegnern einst den Namen „Schmidt-Schnauze“ ein. Der SPD-Abgeordnete, Minister, Kanzler und Elder Statesman in Zitaten:

„Ich war als Schüler relativ faul. Was mich nicht interessiert hat, habe ich nur flüchtig gemacht. (...) Meine Frau und ich waren ja in derselben Klasse; wir hatten eine ähnliche Handschrift und es ist vorgekommen, dass Loki meine Hausaufgaben in mein Heft geschrieben hat, zum Beispiel in Mathematik, da war sie besser.“

(In der Wochenzeitung „Die Zeit“, 2008)

„Für mich war sie wirklich die unverzichtbare Stimme des Volkes. Ich bin immer noch so stolz auf sie.“

(Nach dem Tod seiner Frau Loki im Oktober 2010)

„Ich konnte mich in jeder Situation auf sie verlassen. Ich zögere nicht zu sagen: Loki war der Mensch in meinem Leben, der mir am wichtigsten war.“

(Schmidt im Buch „Was ich noch sagen wollte“ über Loki)

„Für Loki und mich war klar: Im Falle einer Entführung lassen wir uns nicht austauschen.“

(Schmidt zur Gefahr, von RAF-Terroristen entführt zu werden - eine entsprechende Anweisung ließ er dem Kanzleramt übermitteln)

„Im Juni 1944 brachte Loki einen Sohn zur Welt, der nach acht Monaten an Gehirnhautentzündung starb. Der Feldpostbrief, in dem Loki mir vom Tod des Kindes berichtete, war verloren gegangen. Erst aus einem späteren Brief zog ich die Schlussfolgerung, dass der Junge gestorben sein musste. Es war ein schrecklicher Moment.“

(Schmidt zum Tod des Sohnes - er war zu dem Zeitpunkt an der Front)

„In unserer 68 Jahre währenden Ehe hat es ein einziges Mal etwas gegeben, was ein Außenstehender eine Krise nennen könnte. Ich hatte eine Beziehung zu einer anderen Frau.“

(Schmidt 2015 zu seiner Affäre Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre - er musste Loki von einer Trennung abbringen)

„Die Heutigen wissen alles viel besser.“

(Schmidt zu Belehrungen wegen der Rolle als Soldat in der NS-Zeit)

„Der liebe Gott hat mich als Arbeitstier geboren.“

(Im November 2010 in der „Bild“-Zeitung)

„Willen braucht man. Und Zigaretten.“

(In der ARD auf die Frage von Sandra Maischberger, wie er sein Arbeitspensum schafft, 2007)

„Wohl aber ist mir sehr klar bewusst, dass ich - trotz aller redlichen Bemühungen - am Tode Hanns Martin Schleyers mitschuldig bin. Denn theoretisch hätten wir auf das Austauschangebot der RAF eingehen können.“

(Bei der Verleihung des Hanns-Martin-Schleyer-Preises an Schmidt im April 2013 in Stuttgart)

„Zum einen der Tod meiner Frau. Zum anderen - viele Jahrzehnte davor - mein Besuch in Auschwitz. Und drittens die monatelange Kette von mörderischen Ereignissen, die mit Hanns Martin Schleyers Namen verbunden bleibt.“

(Schmidt im April 2013 über seine erschütterndsten Erlebnisse)

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“

(Im „Spiegel“ über Willy Brandts Visionen im Bundestagswahlkampf, 1980)

„Politiker und Journalisten. Das sind beides Kategorien von Menschen, denen gegenüber größte Vorsicht geboten ist: Denn beide reichen vom Beinahe-Staatsmann zu Beinahe-Verbrechern. Und der Durchschnitt bleibt Durchschnitt.“

(In einer Rede vor Studenten in Freiburg, 1995)

„Mir scheint, dass das deutsche Volk - zugespitzt - fünf Prozent Preisanstieg eher vertragen kann, als fünf Prozent Arbeitslosigkeit.“

(In der „Süddeutschen Zeitung“, 1972)

„Sich vorzustellen, dass Deutschland in der Weltpolitik eine Rolle zu spielen habe, finde ich ziemlich abwegig.“

(Zum Streben nach einem Ständigen Sitz für Deutschland im UN-Sicherheitsrat, 2004)

„Die heutige politische Klasse in Deutschland ist gekennzeichnet durch ein Übermaß an Karrierestreben und Wichtigtuerei und durch ein Übermaß an Geilheit, in Talkshows aufzutreten.“

(In Berlin, 1994)

„Der Köhler, wenn er Bundespräsident wird, hat allein mehr ökonomischen Verstand als die ganze deutsche politische Klasse zusammen.“

(In der „Zeit“ über Horst Köhler, 2004)

„Ich möchte Kohl zugute halten, dass er im Grunde ein anständiger Politiker gewesen ist.“

(Schmidt 2015 zu Helmut Kohls Leistungen bei der Deutschen Einheit - er warnte davor, die CDU-Spendenaffäre überzubewerten)

„Das gegenwärtig zur Verfügung stehende Personal ist nicht sonderlich geeignet, gemeinsam zu regieren, weil beide Seiten nicht ausreichend wissen, was sie eigentlich wollen.“

(In der „Zeit“ zur Frage einer großen Koalition aus Union und SPD, 2005)

„Vor zehn Jahren wäre keiner auf die Idee gekommen, dem Vorstandsvorsitzenden von VW 15 Millionen Euro Gehalt zu zahlen.“

(Schmidt 2015 zur Steigerung der Gehälter für Unternehmenschefs)

„Er kann es.“

(Schmidt 2012 über eine mögliche Kanzlerkandidatur Peer Steinbrücks)

„Sie haben einem uralten Mann zugehört. Sie müssen ihn nicht unbedingt ernst nehmen.“

(Schmidt in Brandenburg bei seinem einzigen großen Auftritt im SPD-Bundestagswahlkampf 2013)

„Ich mache weiter, bis der liebe Gott sagt: Jetzt ist Schluss!“

(In einer Rede zu seinem 79. Geburtstag, 1997)