Hintergrund: Was Athen deutschen Banken schuldet

Berlin (dpa) - Eine Beteiligung von Banken und Versicherungen am zweiten Rettungspaket für Griechenland ist seit langem in der Diskussion. Deutsche Institute haben milliardenschwere Forderungen an den pleitebedrohten Eurostaat.

Auch in den vom Euro-Rettungsfonds EFSF gestützten Ländern Irland und Portugal sind die Geldhäuser engagiert. Zuletzt wurde befürchtet, dass die Schuldenkrise stärker auf die größeren Volkswirtschaften Italien und Spanien übergreift. Das Engagement der Institute nach den aktuellsten eigenen Angaben im Einzelnen:

Die DEUTSCHE BANK inklusive der konsolidierten Postbank kommt nach jüngsten Zahlen von Ende 2010 auf ein Nettokreditengagement gegenüber Griechenland von 1,6 Milliarden Euro. Größere Posten entfallen auf Italien (8 Mrd Euro) und Spanien (2,3 Mrd Euro). Für Irland weist die Bank 237 Millionen aus, für Portugal minus 12 Millionen Euro.

Die COMMERZBANK beziffert ihr Portfolio in den Krisenstaaten wie folgt (Stand Ende März): Italien 9,4 Milliarden, Spanien 3,0 Milliarden, Griechenland 2,9 Milliarden, Portugal 900 Millionen, Irland unter 100 Millionen Euro. Das Engagement der staatlich gestützten Bank besteht vor allem aus Staatsanleihen. Commerzbankchef Martin Blessing hatte sich kürzlich für eine rasche Umschuldung Griechenlands ausgesprochen.

Die Forderungen der genossenschaftlichen DZ BANK an die fünf Euro-Staaten beliefen sich Ende 2010 wie folgt: Italien rund 1,1 Milliarden, Griechenland 1,0 Milliarden, Portugal 664 Millionen, Spanien 125 Millionen, Irland 50 Millionen Euro.

Die DEKABANK gibt auf Brutto-Basis folgende Werte an (Stand Ende Mai): Griechenland 76,2 Millionen, Irland 30,6 Millionen, Portugal 17,3 Millionen, Italien 249,4 Millionen, Spanien 175,2 Millionen Euro. Der Fondsdienstleister der Sparkassen weist darauf hin, dass diesen Geschäften teils Sicherungsgeschäfte gegenüber stehen, so dass tatsächliche Netto-Risiken niedriger seien.

Die WGZ BANK hält laut jüngstem Bankenstresstest mit Zahlen von Ende 2010 griechische Staatsanleihen in Höhe von 316 Millionen Euro. Weitere Forderungen gibt es gegenüber Italien (1,4 Mrd Euro), Spanien (1,2 Mrd Euro), Portugal (460 Mio Euro) und Irland (222 Mio Euro).

Die LANDESBANK BADEN-WÜRTTEMBERG (LBBW) hat ihr Engagement bis Ende Juni in fast allen EU-Ländern drastisch heruntergefahren. In Griechenland hat sie es binnen eines Jahres auf 698 Millionen Euro halbiert. Hohe Forderungen gibt es noch in Italien (3,5 Mrd Euro) und in Spanien (2,8 Mrd Euro). Ihr Engagement in Portugal hat die größte deutsche Landesbank seit Ende Juni 2010 um 44 Prozent auf 1,2 Milliarden, in Irland um 77 Prozent auf 92 Millionen Euro gesenkt.

Mit Stand Ende 2010 - nach eigenen Angaben den aktuellsten Zahlen - hat die WESTLB inklusive ihrer Tochter WestImmo in Griechenland ein Portfolio von 343 Millionen Euro. Stark engagiert ist die Bank in Italien (1,1 Mrd Euro) und Spanien (746 Mio Euro). In Irland sind es 35 Millionen Euro. An Portugal gibt es keine Forderungen.

Die aktuellsten Zahlen der LANDESBANK HESSEN-THÜRINGEN (HELABA) mit Stand Ende 2010: Griechenland 64 Millionen, Italien 194 Millionen, Portugal 62 Millionen, Spanien gut 1,7 Milliarden Euro. Gegen den irischen Staat hat die Helaba keine Forderungen.

Die HSH NORDBANK - mit Steuermilliarden gestützte Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein - hat nach eigenen Angaben rund 100 Millionen Euro in Griechenland-Papiere investiert (Stand Ende 2010). In Italien sind es 658 Millionen, in Spanien 178 Millionen und in Portugal 62 Millionen Euro. In Irland ist die Bank nicht engagiert.

Die NORDLB rechnete als erste deutsche Großbank offiziell mit einem Schuldenschnitt für Griechenland und hat dafür Vorsorge getroffen. In welcher Form blieb zunächst offen. Ende März war die Bank mit 273 Millionen Euro in Griechenland engagiert. Höher waren die Forderungen an Italien (2 Mrd Euro), Spanien (516 Mio Euro), Portugal (435 Mio Euro) und Irland (319 Mio Euro).

Die LANDESBANK BERLIN verweist auf die im Stresstest genannten Zahlen von Ende 2010. Danach ist sie wie folgt engagiert: Griechenland (448 Mio Euro), Spanien (371 Mio Euro) und Italien (327 Mio Euro). Irische und portugiesische Staatspapiere hält sie nicht.

Die BAYERNLB hat ihr Engagement in den fünf Euro-Krisenländern innerhalb eines Jahres stark zurückgefahren. Bis Ende März hat die Landesbank ihre Forderungen gegenüber Griechenland um mehr als die Hälfte auf 121 Millionen Euro reduziert. Forderungen gibt es zudem noch gegenüber Italien (498 Mio Euro) und Irland (18 Mio Euro). Aus Portugal und Spanien hat sie sich ganz zurückgezogen.

Die ALLIANZ-Gruppe war Ende 2010 bei griechischen Staatsanleihen mit 1,3 Milliarden Euro engagiert. Finanzchef Paul Achleitner hatte sich bereits Ende Mai gegen eine Umschuldung ausgesprochen. Die Gruppe hält Anleihen in Italien (28,6 Mrd Euro), Portugal (1,1 Mrd Euro), Irland (857 Mio Euro) und Spanien (4,9 Mrd Euro).

Die MUNICH RE hat ein Investment in griechischen Staatsanleihen von knapp 1,1 Milliarden Euro in den Büchern (Stand Ende März). Forderungen gab es auch an Italien (5,4 Mrd Euro), Irland (1,6 Mrd Euro) und Portugal (600 Mio Euro).

Forderungen der „Bad Banks“:

Die FMS WERTMANAGEMENT, die „Bad Bank“ der verstaatlichten Hypo Real Estate (HRE), hält nach jüngsten Angaben allein 7,4 Milliarden Euro an griechischen Staatsanleihen. Für die Verluste der Bank kommt der staatliche Rettungsfonds Soffin auf - letztlich der Steuerzahler.

Die ERSTE ABWICKLUNGSANSTALT (EAA/Düsseldorf) hat mit Stand Ende Mai rund 1,1 Milliarden Euro an griechischen Staatsanleihen. Die WestLB hatte den Großteil des Bestandes Anfang 2010 in die „Bad Bank“ zusammen mit anderen risikoreichen Papieren ausgelagert. Die EAA hält zudem Papiere aus Italien (2,2 Mrd Euro), Portugal (1,6 Mrd Euro), Spanien (1,2 Mrd Euro) und Irland (80 Mio Euro).