Hintergrund: Welchen Banken schuldet Athen Geld?
Berlin (dpa) - Europas Banken haben milliardenschwere Forderungen an Griechenland. Allein die deutschen Geldinstitute kommen nach den Zahlen der Bundesbank auf 18 Milliarden Euro.
Frankreichs Großbanken gab die US-Ratingagentur Moody's unlängst einen Warnschuss vor den Bug: Sie drohte, die Kreditwürdigkeit von Crédit Agricole, BNP Paribas und Société Générale wegen des umfangreichen Engagements dieser Institute auf dem griechischen Markt herabzustufen.
Zuvor hatte die europäische Aufsichtsbehörde EBA für die neuen Banken-Stresstests Daten einiger Geldhäuser nachgefordert. Laut Medienberichten war die Behörde unzufrieden mit den Berechnungen einiger der rund 90 Institute, weil sie zu optimistische Annahmen zugrunde gelegt hätten. Das Griechenland-Engagement der Banken einzelner europäischer Länder:
DEUTSCHLAND: In den 18 Milliarden Euro ist der bisher ausgezahlte deutsche Anteil am Rettungsschirm für Griechenland enthalten. Bekannt ist, dass die in „Bad Banks“ ausgelagerten Problempapiere dagegen nicht dazu zählen. Allein die staatliche Förderbank KfW hat bislang Kredite über 8,4 Milliarden Euro an Griechenland ausgezahlt. Allerdings stellte die KfW klar: Dies sei Teil der deutschen Griechenlandhilfen, für die der Bund eine Garantieerklärung übermittelte. Die Förderbank rechnet damit, 2011 in drei weiteren Tranchen Kreditbürgschaften im Volumen von 7 bis 8 Milliarden Euro an Griechenland auszuzahlen. Das eigene Risiko der KfW belaufe sich auf rund 300 Millionen Euro, davon seien etwa 50 Millionen Euro Forderungen gegenüber Finanzinstituten. Besonders Deutschland hatte auf Einbindung der Banken bei der Griechenland-Rettung gedrungen. Derzeit wird auf Regierungsebene mit der Finanzwirtschaft über freiwillige Beiträge gesprochen.
FRANKREICH: Französische Banken würden bei einer Umschuldung zu den am meisten betroffenen Instituten gehören. Nach im Juni vorlegten Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hielten sie Ende 2010 Anteile an der griechischen Staatsschuld von knapp 15 Milliarden Dollar (10,5 Mrd Euro). Noch höher ist das Risiko bei Darlehen an den Privatsektor. Allein die Crédit-Agricole-Tochter Emporiki hatte laut der US-Ratingagentur Moody's Ende März Kredite über 21,1 Milliarden Euro in ihren Büchern. Die Tochter der Société Générale, Geniki, kam auf 3,4 Milliarden Euro. Nach Angaben von Präsident Nicolas Sarkozy sind französische Banken generell zu einer freiwilligen Beteiligung an der Griechenland-Rettung bereit.
GROSSBRITANNIEN: Die Regierung beziffert das Engagement der britischen Banken in griechische Staatsanleihen unter Berufung auf die Bank of England mit knapp 2,5 Milliarden Pfund (2,8 Milliarden Euro). Nach einer UBS-Studie ist die teilverstaatlichte Royal Bank of Scotland am stärksten involviert, gefolgt von den Großbanken HSBC und Barclays. Politiker wie Premierminister David Cameron betonen in erster Linie, vermeiden zu wollen, dass die britischen Steuerzahler für griechische Schulden aufkommen müssen. Die Debatte um den Beitrag privater Investoren spielt eine untergeordnete Rolle.
NIEDERLANDE: Die niederländischen Banken haben ihr Griechenland- Engagement 2010 stark zurückgefahren. Nur die in der Finanzkrise vom Staat geretteten Banken ING und ABN Amro haben noch nennenswerte Außenstände. So besitzt ING griechische Staatsanleihen im Nennwert von 1,4 Milliarden Euro. Auf ebenfalls 1,4 Milliarden Euro summieren sich bei ABN Amro Kredite für griechische Staatsbetriebe, darunter die Eisenbahn. Die Regierung in Den Haag hält daran fest, dass sich private Gläubiger beteiligen sollten - als Voraussetzung für staatliche Griechenland-Hilfe.
ÖSTERREICH: Nach Angaben der österreichischen Nationalbank sind Österreichs Banken mit 2,3 Milliarden Euro in Griechenland engagiert. Die Debatte um die Beteiligung privater Gläubiger ist eher schwach ausgeprägt. Vor allem die rechte FPÖ macht mit Forderungen wie dem Ausschluss Griechenlands aus der Euro-Zone und dem Stopp aller Zahlungen Österreichs an Brüssel Anti-Europa-Stimmung.
PORTUGAL: Die Zeitung „Jornal do Negocios“ meldete unter Berufung auf die BIZ, das Land habe EU-weit die - relativ gesehen - größten Forderungen an Griechenland: Die mehr als sieben Milliarden Euro entsprechen demnach 4,2 Prozent der Wirtschaftsleistung. Allein an griechischen Staatsanleihen halten portugiesische Banken rund 1,5 Milliarden Euro. Als besonders gefährdet gilt die Privatbank Millennium BCP, die rund 730 Millionen Euro in den Büchern hat. Die Debatte um eine Beteiligung privater Gläubiger wirbelt nicht allzu viel Staub auf - vor allem, weil Portugal mit der eigenen Rettung beschäftigt ist.
SPANIEN: Das Griechenland-Engagement spanischer Banken ist vergleichsweise unbedeutend. Schätzungen zufolge halten die spanischen Geldinstitute Santander, BBVA und Bankia insgesamt weniger als 500 Millionen Euro an griechischen Staatsanleihen. Keine herausragende Rolle in dem Land spielt die Diskussion über eine Beteiligung privater Gläubiger.