Hintergrund: Wer sitzt bei Syrien-Konferenz mit am Tisch?
Istanbul (dpa) - Die syrische Opposition besteht aus vielen Parteien und Bewegungen, die das gesamte politische Spektrum abdecken - von strammen Kommunisten über Nationalisten bis hin zu konservativen Islamisten.
Innerhalb des Regimes gibt es zwar auch Meinungsverschiedenheiten. Doch die Vertreter des gemäßigten Flügels treten seit Beginn des Bürgerkrieges kaum noch in Erscheinung.
- Nationale Syrische Koalition: Ein breites Bündnis von Oppositionsgruppen, das im November 2012 in dem Golfemirat Katar gegründet wurde. Nachdem der in der Bevölkerung relativ beliebte Vorsitzende Moas al-Chatib im April das Handtuch geworfen hat, ist George Sabra zum Interimsvorsitzenden bestimmt worden. Ein neuer Vorsitzender soll in den kommenden Tagen gewählt werden. Dem Bündnis gehören auch einige Vertreter der Kurden und Turkmenen an sowie Angehörige verschiedener Revolutionskomitees.
- Syrische Nationalrat (SNC): Vor der Gründung der Nationalen Syrischen Koalition war der Syrische Nationalrat (SNC), der im Sommer 2011 in Istanbul entstanden war, der wichtigste Zusammenschluss der Oppositionsparteien. Ihm gehören die islamistische Bewegung der Muslimbrüder sowie mehrere kleinere, vorwiegend links orientierte Parteien an. Etliche unabhängige Persönlichkeiten haben sich inzwischen vom SNC abgewandt, weil ihnen der Einfluss der Islamisten in dem Rat zu groß ist. Der SNC ist Mitglied in der Nationalen Syrischen Koalition.
- Das Regime von Präsident Baschar al-Assad: Neben dem Assad-Clan kommt loyalen Kommandeuren der Armee und den Chefs der verschiedenen Geheimdienste große Macht zu. Die Regierungsmitglieder gelten dagegen als Erfüllungsgehilfen, die den Vorgaben der Sicherheitsdienste zu folgen haben. Die regimetreuen Milizen („Schabiha“) agieren im Hintergrund. Vizepräsident Faruk al-Scharaa soll die gewaltsame Unterdrückung des Aufstandes angeblich kritisch sehen. Er befindet sich angeblich in Damaskus unter Hausarrest.
- Das Demokratische Forum: Ist eine säkulare Oppositionsgruppe unter der Führung des Christen Michel Kilo, der als Kritiker des Assad-Regimes im Gefängnis gesessen hat. Kilo spricht mehrere Fremdsprachen, darunter auch Deutsch.
- Nationales Koordinierungskomitee für demokratischen Wandel: Das ist die einzige maßgebliche Oppositionsgruppe, die vom Regime noch geduldet wird. Sein prominentestes Mitglied ist Hassan Abdel Azim. Diese Gruppe will vor allem den Bürgerkrieg möglichst rasch beenden. Anders als die Exil-Opposition setzt sie dafür vor allem auf Verhandlungen mit dem Regime und nicht auf den bewaffneten Kampf. Allerdings sitzen auch einige Mitglieder dieser Gruppe im Gefängnis.
- Die Lokalen Koordinierungskomitees für die syrische Revolution (LCC): Sie organisieren Demonstrationen gegen das Regime und Hilfe für Aktivisten. Sie kooperieren mit den Deserteuren der Freien Syrischen Armee (FSA) und sorgen für die internationale Verbreitung von Informationen über die Revolution.
- Unabhängige Persönlichkeiten: Kommandeur Manaf Tlass, ein ehemaliger Vertrauter der Familie Assad, hat sich vom Regime abgewandt, ohne sich jedoch einer Oppositionspartei anzuschließen. Riad Hidschab hatte sich kurz nach seiner Ernennung zum Ministerpräsidenten aus Syrien abgesetzt.