ifo-Chef: Rettungspaket verschiebt Probleme in die Zukunft

München (dpa) - Nach dem Euro-Sondergipfel hat der Chef des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, das neue Rettungspaket für Griechenland kritisiert. „Erstmal ist Ruh - man verschiebt aber das Probleme auf die Zukunft“, sagte Sinn.

Das Rettungspaket habe zwar Kreditcharakter, langfristig gesehen handle es sich aber um Geschenke. „Wir können kein Europa machen, wo einzelne Länder andere dauerhaft finanzieren.“

Ähnlich beurteilte dies der Wirtschaftsexperte Bert Rürup - das Paket sei eine Art „Staatsbankrott light“. Der Online-Ausgabe des „Manager Magazins“ (Freitag) sagte er: „Man hat sich mit dem Gipfelergebnis erneut Zeit gekauft, mehr nicht.“ Griechenlands Wachstumsschwäche sei weiter ungelöst. „Das Vertrauen der Märkte wird erst zurückkehren, wenn auch bei diesem Problem Fortschritte erkennbar sind.“ Besonders kritisch äußerte sich ifo-Präsident Sinn zum Rettungsfonds EFSF, der künftig Staatspapiere der verschuldeten Euroländer kaufen darf. „Wenn da keine Grenzen eingebaut werden, dann bedeutet das, dass über kurz oder lang die Staatsschulden Europas dieser Gemeinschaftseinrichtung übertragen werden und dass wir für die Staatsschulden der anderen Länder gemeinschaftlich haften.“

Ökonom Rürup sieht in der Aufgabenerweiterung des Rettungsschirms dagegen die Möglichkeit, stärker vor Spekulationen gegen einzelne Eurostaaten gewappnet zu sein. „Wenn es aber über den EFSF zu einer Art Haftungsverbund zwischen den Staaten kommt, wird es ziemlich aussichtslos, gegen die gesamte Eurozone zu spekulieren.“