Internationales Medienecho vor der Bundestagswahl
Berlin (dpa) - Der Endspurt im deutschen Wahlkampf ist auch Thema in den internationalen Zeitungen. Sie schreiben vor der Bundestagswahl an diesem Sonntag:
„STANDART“ (Bulgarien): „Im Unterschied zu vorausgegangenen Wahlkämpfen um das Kanzleramt verlief die jetzige Schlacht recht amerikanisch. Die Medien setzten die Akzente nicht so sehr auf Themen und Programme von Parteien, sondern auf die Persönlichkeit beider Spitzenkandidaten. ... Höhepunkt war Steinbrücks Stinkefinger.“
„NEUE ZÜRCHER ZEITUNG“ (Schweiz): „Die grosse Koalition ist der heimliche Favorit von Regierenden wie Regierten. ... Die Opposition spielt nur eine untergeordnete Rolle, so lässt sich bequem regieren. ... Die Politikverdrossenheit, ohnehin der Deutschen politische Lieblingsvokabel, nimmt so weiter zu.“
„DE VOLKSKRANT“ (Niederlande): „Mit wem Angela Merkel demnächst auch regieren wird, in einer dritten Amtszeit droht stets die Gefahr von Verschleißerscheinungen. ... Aber bis auf weiteres dürfte das Bundeskanzleramt eine Oase der politischen Solidität ... bleiben. ... Der deutsche Preis dafür ist eine gewisse Langeweile.“
„MAGYAR NEMZET“ (Ungarn): „Wenn alles wie erwartet läuft, kann der nächste Bundeskanzler wieder Angela Merkel heißen. Wir vertrauen darauf, dass Europa - und damit Ungarn - in den nächsten vier Jahren mit einem freundschaftlicheren, verständnisvolleren und solidarischeren Deutschland rechnen kann.“
„SESTDIENA“ (Lettland): „"Muttis" Entscheidungen finden bei den Deutschen nicht immer Zuspruch ... Doch bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass die Mehrheit der Wähler bereit wäre, sich aus der Obhut von "Mutti" zu lösen.“
„RBK DAILY“ (Russland): „Merkel erntet die Früchte der erfolgreichen Wirtschaftsreformen, von denen Deutschland viele noch vor der Krise eingeleitet hatte, sowie einer souveränen Außenpolitik, welche die Festigung der europäischen Integration zum Ziel hat.“
„DERNIÈRES NOUVELLES D'ALSACE“ (Frankreich): „Was uns zu denken geben sollte, ist die Fähigkeit Deutschlands, grundlegende und langfristige Reformen durchzuführen, die über die Wahlperioden hinausgehen. Dies ist eine bedeutende Stärke unseres Nachbarlandes.“
„DER STANDARD“ (Österreich): „Und wenn man sich nun für danach etwas wünschen darf, dann wäre es dies: dass es spannende Koalitionsgespräche werden. Dass nicht nur taktiert und geschachert, sondern um die Zukunft Deutschlands, der größten Volkswirtschaft Europas, im besten Sinne gestritten wird.“
„EL PAÍS“ (Spanien): „Das ... Interesse an den Wahlen im Rest Europas bedeutet allerdings nicht, dass diese das politische Szenario des Kontinents radikal verändern werden. ... Eine Wende kann man ausschließen, aber das heißt nicht, dass es keine Verlagerung der Schwerpunkte, keine Änderung der Akzente und Prioritäten geben kann.“
„INDEPENDENT“ (Großbritannien): „Viele Entscheidungen sind in Europa seit Monaten aufgeschoben worden, mit der anstehenden Wahl als nützlicher Ausrede. Mit einer neuen Regierung in Berlin ist dann hoffentlich Schluss mit der Verschleppung.“