Israel schaut mit Sorge auf Nachbarländer
Tel Aviv (dpa) - Israel schaut mit großer Sorge auf die politische Entwicklung bei seinem nördlichen und südlichen Nachbarn, Libanon und Ägypten. Offiziell hüllte sich die Regierung am Mittwoch in Schweigen.
„Wir kommentieren nicht. Wir verfolgen die Ereignisse sehr genau“, sagte der Sprecher des israelischen Außenministeriums Jigal Palmor in Jerusalem.
Dafür räumten die israelischen Zeitungen den blutigen Protesten gegen den ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak und der Ernennung von Ministerpräsident Nadschib Mikati im Libanon großen Raum ein. Der Milliardär war mit Unterstützung der pro-iranischen Hisballah, einem Erzfeind Israels, Regierungschef geworden.
„Ein Erdbeben hat die Region erschüttert. Es erreichte eine Acht auf der Richterskala im Norden und eine Drei im Nil-Land“, schrieb die auflagenstärkste israelische Tageszeitung „Israel Hajom“. „Der Libanon ist gefallen und Ägypten steht vor dem Test“, titelte das Blatt. Es zitierte auch einen namentlich nicht genannten Vertreter der Streitkräfte mit den Worten, dass Israel die Situation mit „sieben Augen“ verfolge. Die Alarmbereitschaft sei erhöht worden, aber es seien keine Truppen in den Norden abkommandiert worden.
„Die Menschen in Israel sollten sich daran gewöhnen, dass wir jetzt eine gemeinsame Grenze mit dem Iran im Norden haben“, kommentierte die Tageszeitung „Jediot Achronot“. Die Tageszeitung „Jerusalem Post“ zitierte einen Regierungsmitarbeiter mit den Worten, dass der Libanon jetzt auf der Überholspur dabei sei, ein iranischer Satellit unter Kontrolle der Hisbollah zu werden. Dies habe weitreichende strategische Auswirkungen.
Die Entwicklung in Ägypten sehen die Kommentatoren noch nicht so dramatisch wie im Libanon. „Ägypten ist weder Libanon noch Tunesien“, zitiert die Tageszeitung „Maariv“ einen Regierungsmitarbeiter. Die ägyptische Führung erlaube den Demonstranten, Dampf abzulassen, solange dies unter Aufsicht geschehe. Die „Jediot Achronot“ schreibt, dass die ägyptischen Sicherheitskräfte Erfahrung hätten, Demonstrationen zu unterdrücken. Es gebe deshalb keinen Grund für eine Warnung vor Reisen nach Ägypten.