IWF-Chef Stauss-Kahn: Saubermann mit großen Ambitionen

Washington (dpa) - Wen man auch fragt: Jeder wusste nur das beste von Dominique Strauss-Kahn zu berichten, den Chef der weltweit wichtigsten Finanzfeuerwehr. Zu neuer Geltung habe er der Institution verholfen, an deren Existenzberechtigung man vor der Finanzkrise schon arg zweifelte.

Inmitten der oft drögen Zahlenkolonnen des Weltwährungsfonds setzte Strauss-Kahn Akzente, die ihm wichtig sind, wie Arbeitslosigkeit oder die Not der Armen. Auftritte als Events. „Er hat der Institution wieder Gewicht gegeben“, sagen hochrangige Beamte des Weltwährungsfonds. Von seiner Ausstrahlung schwärmen viele. Und nun Täter in einer Sex-Affäre?

Nicht, dass Skandale oder Skandälchen dem gutaussehenden, möglichen Kandidaten für die französische Präsidentschaft fern gewesen wären. Erst im Oktober 2008 musste der IWF seien Chef vom Verdacht des Amtsmissbrauchs wegen einer Affäre mit einer früheren Mitarbeiterin freisprechen. Der frühere französische Finanzminister habe einen „ernsthaften Fehler hinsichtlich seines Urteilsvermögens“ begangen, hieß es seinerzeit. Der Vorfall sei „bedauerlich“.

Um sein politische Profil zu schärfen, kam Strauss-Kahn gerade zur rechten Zeit zum IWF. Seinen farblosen spanischen Vorgänger Rodrigo de Rato, löste er im November 2007 ab, gerade als alle Welt spekulierte, ob die globale Finanzfeuerwehr noch eine Aufgabe hätte angesichts einer boomenden Weltwirtschaft und voller Reservekoffer der zuvor so gebeutelten Schwellenländer. Als dann die Finanzkrise nicht nur über die ganze Welt, sonder vor allem auch über die europäischen Problemstaten niederging, war es die große Stunde des IWF - man war wieder im Geschäft, man war wieder wichtig.

Und nicht wenige spekulierten: Welch bessere Startrampe könnte es geben für den polyglotten Franzosen, der mit seinem Charme regelmäßig auch trockene Finanzjournalisten für sich einnahm? Fragen nach etwaigen Präsidentschaftsamitionen bügelte er zuletzt brutal ab, wie bei einer Pressekonferenz während der IWF- und Weltbank-Tagung im April, als er einem Reporter beschied: „Das ist nicht relevant“. Keiner nahm es ihm übel. DSK, wie man ihn nennt, erwuchs zum Gesicht, zur Seele einer Institution, die zuvor als kalt und öde galt.

Strauss-Kahn stammt aus einer jüdisch-marokkanischen Familie und wurde am 25. April 1949 im schicken Pariser Vorort Neuilly-sur-Seine geboren. Er machte zunächst als Jurist und Wirtschaftswissenschaftler Karriere und unterrichtete unter anderem an der französischen Elite-Verwaltungsschule ENA. 1986 wurde er zum ersten Mal ins Parlament gewählt. Elf Jahre später ernannte Präsident Jacques Chirac ihn zum Finanzminister. Strauss-Kahn verschaffte sich international Respekt, indem er Frankreich auf die Einführung des Euro vorbereitete. Er privatisierte Staatsunternehmen und brachte das Haushaltsdefizit unter den Schwellenwert von drei Prozent.

Nach Korruptionsvorwürfen trat Strauss-Kahn 1999 zurück. Ein Gericht bescheinigte ihm seine Unschuld, einige Monate später wurde er wiedergewählt. Er war einer der Befürworter der 2005 von den Franzosen abgelehnten EU-Verfassung. Zudem setzt er sich für den deutsch-französischen Motor innerhalb Europas ein.

Ob ihm das nun alles hilft? So richtig kann sich beim Weltwährungsfonds keiner DSK in Handschellen vorstellen.