Hintergrund: Die Mitglieder der neuen FDP-Führung

Berlin (dpa) - Die auf dem Rostocker Parteitag gewählte neue FDP-Führung soll die Partei aus der Krise führen. Wer sind die Mitglieder?

PHILIPP RÖSLER (38), Parteivorsitzender, gewählt mit 95,1 Prozent: Früherer Bundeswehrarzt, Ex-Gesundheits- und neuer Wirtschaftsminister, starker Mann in der FDP. Anführer der „Jungen Milden“, die gern auch als „Boygroup“ verspottet werden. Kind vietnamesischer Eltern, in Deutschland adoptiert, Vater von Zwillingen und Familienmensch. Will sich angeblich mit 45 Jahren aus der Politik zurückziehen, aber vorher mit einem „mitfühlenden Liberalismus“ die FDP aus der Krise holen.

BIRGIT HOMBURGER (45), Vizevorsitzende, gewählt nur mit 66,1 Prozent: Bereits seit 1990 im Bundestag. Schnellrednerin mit „Schwertgosch“. Wurde für die FDP-Krise mit verantwortlich gemacht und musste den Fraktionsvorsitz für Rainer Brüderle räumen. Holte aber heraus, dass Rösler sie zur ersten Stellvertreterin macht und dass sie im Koalitionsausschuss bleibt.

SABINE LEUTHEUSSER-SCHNARRENBERGER (59), Vizevorsitzende, gewählt mit 85,5 Prozent: Die Justizministerin ist eine der wenigen liberalen Vorzeigefrauen. Kämpft für Freiheits- und Bürgerrechte und ist Gegenspielerin der Union bei den Sicherheitsgesetzen. Bayerische FDP-Landesvorsitzende.

HOLGER ZASTROW (42), Vizevorsitzender, gewählt mit 89,35 Prozent: Der sächsische Landeschef ist das ostdeutsche Aushängeschild unter den drei Stellvertretern. Der Werbeprofi und Chef einer PR-Agentur führte die Partei 2009 bei der Landtagswahl in Sachsen zu famosen zehn Prozent.

CHRISTIAN LINDNER (32), Generalsekretär, wiedergewählt mit 87 Prozent: Kam vor einem Jahr mit 95,6 Prozent ins Amt. Bundestagsabgeordneter, ebenfalls Mitglied der „Boygroup“. War zeitweise auch als neuer Parteichef im Gespräch, kann aber noch warten. Soll der FDP ein besseres Image verpassen.

PATRICK DÖRING (38), Schatzmeister, gewählt mit 91,5 Prozent: Soll als Nachfolger von Hermann-Otto Solms die nötigen Spenden für die FDP auftreiben. Ist im Bundestag Fraktionsvize und Verkehrsexperte.

ELKE HOFF (54), Beisitzerin im Parteipräsidium, gewählt mit 90,9 Prozent: Eines der Frauen-Aushängeschilder in der Parteiführung. Die Immobilien-Kauffrau aus Rheinland-Pfalz ist Verteidigungsexpertin im Bundestag.

DIRK NIEBEL (48), Beisitzer, gewählt mit 73,3 Prozent: Ehemals Arbeitsvermittler, später Westerwelles Generalsekretär, jetzt Bundesentwicklungsminister - ein Ressort, das die FDP eigentlich abschaffen wollte. Leistete als Minister ordentliche Arbeit.

JÖRG-UWE HAHN (54), Beisitzer, gewählt mit 52,5 Prozent: FDP-Landeschef und Vize-Ministerpräsident in Hessen. Der Aufstreber profilierte sich in den Medien mit Westerwelle-Kritik. Mit schwachem Ergebnis bestraft - hofft auf „bessere Sozialprognose“.

RAINER BRÜDERLE (65), als Fraktionschef automatisch im Präsidium: Von vielen für FDP-Krise mit verantwortlich gemacht. Kandidierte unter Druck nicht mehr als Parteivize, räumte Wirtschaftsministerium für Rösler und wechselte auf den mächtigen Fraktionsvorsitz. Will in der Regierungsarbeit notfalls auch „grätschen“. Steht für „FDP pur“.

DANIEL BAHR (34), als neuer Gesundheitsminister automatisch im Präsidium: Bildet mit Rösler und Lindner die „Boygroup“. Ehrgeizig und kompetent. Chef des mächtigen NRW-Landesverbandes. Muss als Minister den Wählern teure und unpopuläre Reformen verkaufen - etwa bei der Pflege.