Kandidaten für die neue FDP-Führung

Berlin (dpa) - Die angeschlagene FDP stellt sich neu auf. Der designierte Parteichef Philipp Rösler hat mit dem Parteitag in Rostock sein Wunschteam zusammen. Eine Übersicht:

PHILIPP RÖSLER (38): Früherer Bundeswehrarzt, Ex-Gesundheits- und neuer Wirtschaftsminister, starker Mann in der FDP. Anführer der „Jungen Milden“, die gern auch als „Boygroup“ verspottet werden. Kind vietnamesischer Eltern, in Deutschland adoptiert, Vater von Zwillingen und Familienmensch. Will sich angeblich mit 45 Jahren aus der Politik zurückziehen, aber vorher mit einem „mitfühlenden Liberalismus“ die FDP aus der Krise holen.

GUIDO WESTERWELLE (49): Ex-Generalsekretär, in Kürze Ex-FDP-Chef und Ex-Vizekanzler sowie Nur-noch-Außenminister. Tritt in Rostock nach fast genau zehn Jahren als FDP-Boss nicht mehr an. Intern hält der Druck an, dass er auch als Außenminister aufhört. Rösler will auf dem Parteitag aber ein „Guido-Bashing“ im Zaum halten.

RAINER BRÜDERLE (65): Tauschte den geliebten Job als Wirtschaftsminister gegen den Fraktionsvorsitz. Die Fraktion will er wieder zum Kraftzentrum in der Regierungsarbeit machen. Als Parteivize tritt er nicht mehr an. Er steht für „FDP pur - ohne Zusatzstoffe“. Spannend wird, wie er sich im Tagesgeschäft mit Rösler & Co. arrangiert.

CHRISTIAN LINDNER (32): Erst seit einem Jahr Generalsekretär, aber völlig unumstritten. Kann in Rostock auf ein sehr gutes Ergebnis hoffen. Ebenfalls Mitglied der „Boygroup“, war zeitweise auch als neuer Parteichef im Gespräch. Kann noch warten. Soll der FDP ein besseres Image verpassen.

BIRGIT HOMBURGER (45): Klassische Berufspolitikerin, bereits seit 1990 im Bundestag. Die Schnellrednerin mit der „Schwertgosch“ musste jetzt ihren Spitzenplatz in der Fraktion für Brüderle räumen, um Röslers Personalrochade nicht zu blockieren. Kämpfte bis zuletzt tapfer und holte heraus, dass Rösler sie zu seiner ersten Stellvertreterin macht und sie im Koalitionsausschuss bleiben kann.

DIRK NIEBEL (48): Ehemals Arbeitsvermittler, FDP-Generalsekretär und jetzt Bundesentwicklungsminister - ein Ressort, das die FDP eigentlich abschaffen wollte. Leistete als Minister aber ordentliche Arbeit. Im Ausland gern mit Bundeswehr-Mütze unterwegs.

SABINE LEUTHEUSSER-SCHNARRENBERGER (59): Die Justizministerin ist eine der wenigen liberalen Vorzeigefrauen und kämpft für Freiheits- und Bürgerrechte. Seit kurzem wieder echte Gegenspielerin der Union bei den Sicherheitsgesetzen. Die bayerische FDP-Chefin ist für einen Vize-Posten von Rösler gesetzt.

DANIEL BAHR (34): Der neue Gesundheitsminister soll mit Rösler und Lindner das Partei-Triumvirat bilden. Schon mit 14 bei den Julis. Zielstrebig und kompetent, kann intern auch schneidend sein. Seit Ende 2010 Chef des mächtigen NRW-Landesverbandes. Wollte gerne Parteivize werden, muss jetzt aber teure und unpopuläre Reformen - wie bei der Pflege - den Wählern verkaufen.

HOLGER ZASTROW (42): Der sächsische Landesvorsitzende ist im Osten die schillernde FDP-Figur. Der Werbeprofi und Chef einer PR-Agentur führte die Partei 2009 bei den Landtagswahlen zu famosen 10 Prozent. Die Rösler-Mannschaft hätte ihn gerne als ostdeutsches Aushängeschild auf einem der drei Stellvertreterposten.

PATRICK DÖRING (38): Soll als Nachfolger von Hermann-Otto Solms Schatzmeister werden und die nötigen Spenden für die FDP auftreiben. Ist im Bundestag Fraktionsvize und Verkehrsexperte. Betonte mit Blick auf Rostock, ohne weitere weibliche Kandidaten werde vom Parteitag „kein Aufbruchssignal“ ausgehen.

JÖRG-UWE HAHN (54): Hessens FDP-Chef ist immer für eine Schlagzeile gut, auch wenn er dabei riskiert, über das Ziel hinauszuschießen. Seit er Vize-Ministerpräsident ist, findet er bundesweit Gehör. Gehörte zu den schärfsten Westerwelle-Kritikern. Soll nun ins Präsidium aufrücken.

ELKE HOFF (54): Um mehr Frauen in der Parteiführung zu haben, wird wohl die Rheinland-Pfälzerin einen Präsidiumsposten bekommen. Die Immobilien-Kauffrau, Mutter drei erwachsener Kinder, hat sich im Bundestag einen Namen als Verteidigungsexpertin gemacht.