K.o.-Drama mit Aufregern: Schiri Webb behält die Ruhe
Belo Horizonte (dpa) - Das war alles andere als leicht. Eine Partie, die kraft- und kampfbetonter kaum hätte sein können. Und ein Hexenkessel voller brasilianischer Fans. Aufreger gab es zwischen dem WM-Gastgeber und Chile reichlich.
Howard Webb pfiff aber konsequent und souverän.
Howard Webb behielt die Ruhe. Ob die gellenden Pfiffe von über 50 000 Brasilianern. Ob ein heftig gestikulierender und Seleção-Coach Luiz Felipe Scolari. Ob immer wieder wild aufspringende Ersatzspieler der brasilianischen Fußball-Nationalmannschaft. Der britische Schiedsrichter behielt in dem atemraubend intensiven Südamerika-Gipfel mit krönendem Elfmeter-Abschluss zwischen WM-Gastgeber Brasilien und Chile am Samstag im Estádio Mineirão von Belo Horizonte Ruhe und Übersicht.
In der 13. Minute der erste Aufreger: Hulk fällt im Strafraum der bissigen Chilenen. Die Zuschauer fordern Elfmeter, die Reservespieler sind kaum zu halten. Webb lässt zurecht weiterlaufen. Eine knappe Viertelstunde später: Brasiliens Superstar Neymar wird gefoult. Die „Bank“ des Rekordweltmeisters fordert Gelb - Webb winkt ab.
Wieder nur zwei Minuten später: Erneut geht es gegen Publikumsliebling Neymar. Diesmal ein Check von Ex-Bundesligaprofi Arturo Vidal. Webb nimmt sich den Antreiber der Chilenen zur Brust, redet auf ihn ein, das war's. Auch als Fred kurz vor der Pause im Strafraum der Chilenen fällt - zum Entsetzen der Zuschauer kein Pfiff. Webb lag richtig.
Und dann der größte von vielen Aufregern. Das ausverkaufte Stadion vibriert. Der Ball ist im Tor. Webb aber entscheidet: Handspiel, kein Treffer. Hulk hatte den Ball im Bereich im Bereich von Oberarm, Brust und Schulter angenommen. Eine knifflige Entscheidung. Webb traf sie ohne zu zögern.
Der Finalschiedsrichter der Euro 2008 und der WM 2010, der auf den Tag genau auch das Achtelfinale der Brasilianer und der Chilenen vor vier Jahren (3:0) für Brasilien geleitet hatte, pfiff konsequent und auch mutig. Und das nachdem das Thema Referee vor der Partie richtig hochgekocht war.
Chiles Verbandschef Sergio Jadue hatte einen „Schiedsrichter von Rang und Erfahrung aus einer der besten Ligen der Welt“ für den ersten Südamerika-Kracher der WM gefordert. In den ersten drei Partien hatten Unparteiische aus Afrika die Chilenen gepfiffen. Zudem hatten Spieler ihre Besorgnis unumwunden zum Ausdruck gebracht.
Das passte den Gastgebern gar nicht. Einen Tag vor dem Anpfiff hatte der Nationalteamsprecher gekontert. „Das ist nicht nur eine Sache des Respekts vor der FIFA. Das ist auch fehlender Respekt vor dem brasilianischen Volk“, hatte Rodrigo Paiva gesagt. Respekt verdiente sich in einer unglaublichen Partie voller Dramatik über 120 Minuten bis zum Elfmeterschießen aber nicht nur jeder Spieler, sondern auch Schiedsrichter Webb.