Lengede-Überlebender: „Das vergisst man nie“

Lengede (dpa) - Mit den Bildern aus der Türkei kommt für ihn alles wieder hoch: Gerhard Hanusch ist einer der letzten Überlebenden des Grubenunglücks von Lengede. Der heute 94-Jährige war 1963 tagelang gefangen - und fuhr später trotzdem wieder runter.

Frage: Schauen Sie sich die Bilder aus der Türkei im Fernsehen überhaupt an?

Antwort: Ja. Jedes Mal wenn sowas passiert, da kriegen wir das in Erinnerung bei uns hier. Das vergisst man nie.

Frage: Sie haben nicht das Bedürfnis, den Fernseher schnell auszuschalten bei den Bildern von dem Unglück?

Antwort: Nein. Man nimmt ja Anteil bei so etwas.

Frage: Glauben Sie, dass es noch Rettung für die Vermissten geben kann?

Antwort: Das ist schwierig.

Frage: Wovon hängt das Ihrer Kenntnis nach ab?

Antwort: Etwa davon, ob noch Luftblasen da sind.

Frage: Was war bei Ihnen damals das Schlimmste, als Sie eingeschlossen waren?

Antwort: Wir wussten nicht, was los war. Wir haben Zeichen gegeben durch die Pressluftleitung, die Hauptleitung. Und dann haben sie wohl mitgekriegt, dass da noch welche leben.

Frage: Und die Türkei, könnte es da auch gut ausgehen?

Antwort: Das ist nun eine ganz andere Sache da. Mengenmäßig sind das ja viel mehr, die da gerettet werden müssen. Und bei uns die Sicherheitsvorkehrungen, die waren wohl besser. Man hört ja immer von der Türkei, dass die Bergwerke da nicht der Sicherheitsnorm entsprechen.

Frage: Wie haben Sie es geschafft, wieder unter Tage zu arbeiten?

Antwort: Bergmann, das war ja mein Beruf. Und mir fehlten noch ein paar Monate an der Zeit, dass ich mit 55 Jahren in Rente gehen konnte.

ZUR PERSON: Der ehemalige Bergmann Gerhard Hanusch lebt in Lengede. Er fährt mit 94 Jahren noch Auto. Nach dem Grubenunglück 1963 arbeitete er ein paar Monate später wieder unter Tage.