Lindners Atomkurswechsel irritiert Union
Berlin (dpa) - Der Kurswechsel der FDP in der Atompolitik stößt in der Union zunehmend auf Kritik. Der FDP-Generalsekretär Christian Lindner hatte erklärt, alle acht alten Atommeiler sollten für immer abgeschaltet bleiben.
Der Energieexperte der Unionsfraktion, Thomas Bareiß, forderte die Liberalen auf, das vereinbarte Moratorium ernst zu nehmen. „Ich warne die FDP davor, jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf zu treiben und die Leute zu verunsichern“, sagte Bareiß der „Schwäbischen Zeitung“ (Mittwoch). Ähnlich äußerte sich Fraktions-Vize Michael Fuchs. „Jetzt schon über Laufzeitverkürzungen zu reden, halte ich für völlig falsch“, sagte er der WAZ-Mediengruppe (Mittwoch). „Es kann nicht sein, dass wir ein Moratorium machen und so tun, als wüssten wir vorher schon die Ergebnisse.“
Dem „Handelsblatt“ sagte Bareiß: „Ich bin überrascht, dass einige in der Koalition denken, man könnte jetzt den Turbo beim Atomausstieg anwerfen - so einfach wird das nicht. Ein beschleunigter Umstieg käme teuer. „Wer jetzt schnell aus der Atomenergie aussteigen will, muss wissen, dass die Kernkraft erst einmal durch Kohle- und Gaskraftwerke ersetzt wird und Deutschland mehr Strom, auch Atomstrom, aus dem Ausland importieren muss.“ Der Umstieg auf erneuerbare Energien müsse „für Bürger und Unternehmen bezahlbar“ bleiben.
„Ich kann nur davor warnen, die Wettbewerbsfähigkeiten des deutschen Industriestandorts durch ein schnelles Ende der Atomenergie zu gefährden“, sagte CDU-Wirtschaftsexperte Joachim Pfeiffer dem „Handelsblatt“. Der Präsident des CDU-Wirtschaftsrats, Kurt Lauk, forderte „eine Kurskorrektur in der Kommunikation“, denn „die Sicherheit der Kernkraft, die Bezahlbarkeit von Energie und die Technologieoffenheit müssen als nachvollziehbare Paradigmen der CDU-Position wieder erkennbar sein“.