Matthias Platzeck: Ruhig, zupackend, unprätentiös

Potsdam (dpa) - Er gilt als der nachdenkliche, der leise, der bodenständige SPD-Politiker. Matthias Platzeck ist keiner, der sich in den Vordergrund oder in jede Talkshow drängt. Seine ruhige und freundliche Art hat ihm große Sympathien bei seinen Landsleuten in Brandenburg eingebracht.

Der gebürtige Potsdamer war populär als Umweltminister, er ist es als Ministerpräsident. Während der Oderflut 1997 erwarb sich Platzeck, der Tag und Nacht die Stabilität der Deiche überwachte, den Ruf des zupackenden Machers.

Ähnlichen Einsatz bewies der 59-Jährige bei der jüngsten Flut an der Elbe im Juni. Dabei ging der „Deichgraf“ offenbar über die Grenze seiner Kräfte hinaus - am Montag kündigte Platzeck aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt von den Ämtern als Ministerpräsident und SPD-Landesvorsitzender an. Fünf Wochen zuvor hatte er nach seinem Dauereinsatz in den Flutgebieten einen leichten Schlaganfall erlitten.

Schon einmal, vor sieben Jahren, machte Platzeck die Gesundheit einen Strich durch seine Lebensrechnung. Damals stand der Diplomingenieur und DDR-Umweltaktivist zunächst auf dem Zenit seiner politischen Karriere. Mit dem Traumergebnis von 99,4 Prozent war er im November 2005 an die Spitze der Bundes-SPD gewählt worden. Der Sympathieträger aus dem Osten sollte die gebeutelten Sozialdemokraten nach internen Machtkämpfen zu neuen Höhen führen. Doch es kam anders: Nach zwei Hörstürzen, einem Kreislauf- und einem Nervenzusammenbruch im Frühjahr 2006 trat Platzeck nach nur 146 Tagen als SPD-Chef zurück. Die Dreifach-Belastung hatte ihren Tribut gefordert.

Seine Ämter als brandenburgischer Regierungs- und SPD-Chef behielt der damals 52-Jährige bei. Gut ein Jahr zuvor hatte Platzeck - auf dem Höhepunkt der Hartz-IV-Kampagnen gegen die SPD - mit dem klaren Eintreten für die aus seiner Sicht notwendigen Arbeitsmarktreformen erfolgreich das Amt des Ministerpräsidenten verteidigt. Im November 2009 wurde er dann zum dritten Mal an die Spitze der brandenburgischen Regierung gewählt - diesmal war es eine rot-rote.

Auch 2013 zehrte ein drittes Spitzenamt an Platzecks Nerven und Kräften. Nach der zum vierten Mal verschobenen Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens Berlin-Brandenburg übernahm der SPD-Politiker im Januar das Amt des Aufsichtsratschefs der BER-Flughafengesellschaft von seinem Berliner Amtskollegen Klaus Wowereit (SPD). Platzeck war zuletzt zwar immer noch mit 61 Prozent der beliebteste Politiker Brandenburgs, hatte jedoch 20 Punkte im Vergleich zu alten Glanzzeiten eingebüßt. Eine Mehrheit traut dem Regierungschef nicht zu, die Probleme am neuen Hauptstadt-Airport in Schönefeld zu lösen.

Der Sohn eines HNO-Arztes und einer medizinisch-technischen Assistentin studierte nach dem Grundwehrdienst bei der Nationalen Volksarmee von 1974 bis 1979 biomedizinische Kybernetik in Ilmenau. Nach verschiedenen Posten als Luft- und Umwelthygieniker wurde Platzeck im November 1989 Mitbegründer und Sprecher der Grünen Liga in der DDR.

Von Februar bis April 1990 war Platzeck Minister ohne Geschäftsbereich in der DDR-Regierung von Hans Modrow. Im Oktober 1990 zog er als Abgeordneter für das Bündnis 90 in den Potsdamer Landtag ein, schon im November wurde er zum Umweltminister berufen. Den Zusammenschluss von Bündnis 90 und Grünen vollzog Platzeck nicht mit. 1995 trat der Naturwissenschaftler in die SPD ein. 2002 übernahm er - nach einem Intermezzo als Oberbürgermeister von Potsdam - das Amt des Ministerpräsidenten in Brandenburg von seinem politischen Ziehvater Manfred Stolpe (SPD).

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