Merkel rechnet nicht mit FDP ab
Demmin (dpa) - Die Bierbänke sind voll besetzt, der Gerstensaft fließt reichlich, Blasmusiker sorgen für Stimmung. „Wir zapfen etwa 15 Fässer Bier, wenn so viele Gäste da sind“, sagt Monika Rosemeyer, Hotelchefin im vorpommerschen Demmin.
Mehr als 1000 Zuschauer sind wieder in die Tennis- und Squashhalle am Trebeltal gekommen, um die größte Aschermittwochsveranstaltung der CDU zu erleben, traditionell mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nur einmal in 17 Jahren fehlte die CDU-Vorsitzende - die diesmal im schwarzen Blazer auftritt - bei dem Treffen. Auch diesmal danken es ihr ihre Parteifreunde. Merkel bekommt während ihrer gut 30-minütigen Rede immer wieder starken Beifall, mehr als in den Vorjahren.
„Die Griechenlandkrise und der Streit mit der FDP um Joachim Gauck als neuen Bundespräsidenten, dazu müsste sie was sagen“, wünscht sich Horst Erichson aus Jahmen bei Rostock. Er hätte Gauck, der auch aus Rostock kommt, nicht als Bundespräsident gewollt. „Er wird viel Schwierigkeiten machen“, meint Erichson am Tisch der Rostocker Christdemokraten.
Nach einem kräftigen Schluck Pils kommt Merkel auf eines der Themen, die Erichson und andere Parteifreunde bewegen. „Das geht mir auch alles viel zu lange“, sagt Merkel mit Blick auf die Regulierung der Finanzmärkte. Sie wolle eine Finanztransaktionssteuer in Europa, „die die zur Kasse bittet, die die Krise verursacht haben.“ Deutschland brauche Europa, aber alle müssten auch ihre Hausaufgaben machen. Fast genauso starken Beifall erntet Merkel mit einem Seitenhieb auf die Linken und die SPD. Diese redeten immer nur über das Geldausgeben. „Die CDU redet über beides.“ Also auch über Einnahmemöglichkeiten.
Zum Thema Gauck und dessen Nominierung für das höchste Staatsamt äußert sich Merkel nicht, obwohl es viele in Demmin erwartet hatten. „Sie wollte das Thema wohl ein wenig beruhigen“, meint der Rostocker Erichson anschließend. Insgesamt habe Merkel aber gut gesprochen, vielleicht beruhige sich auch die Eurokrise wieder. Mit anderen Parteifreunden geht der Rentner dann zum Imbisstand, wo es Kasseler, Matjesbrötchen und Wiener Würstchen gibt.
Die Kanzlerin sitzt wieder am Prominententisch und gibt Autogramme. Wie in den Vorjahren bildet sich eine lange Warteschlange. Nach 20 Minuten ist auch das vorbei. Durch eine Gasse, in der immer wieder Blitzlichter aufblitzen, verlässt die Bundeskanzlerin die aschermittwocherprobte Sporthalle. Etwa 40 Angestellte, darunter viele Schülerinnen, hat Hotelchefin Rosemeyer wieder beschäftigt - ihr Abend dauert noch ein bisschen länger.