Mitangeklagter Wohlleben sagt im NSU-Prozess aus
München (dpa) - Im NSU-Prozess hat nach Beate Zschäpe nun auch der mutmaßliche Terrorhelfer Ralf Wohlleben sein Schweigen gebrochen. Vor dem Münchner Oberlandesgericht verlas er eine Aussage. Im Gegensatz zu Zschäpe sprach er selbst.
Die Bundesanwaltschaft wirft Wohlleben Beihilfe zum Mord vor. Er soll Waffen für den „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) beschafft haben. Wohlleben sitzt wie Zschäpe seit 2011 in Untersuchungshaft.
Wohlleben sagte zu Beginn, er habe den Weg einer schriftlich vorformulierten Erklärung gewählt, weil er wegen der langen U-Haft an erheblichen Konzentrations- und Wortfindungsstörungen leide. Dann berichtete der 40-Jährige ausführlich von seinem persönlichen und politischen Werdegang.
Nach Mauerfall und Wiedervereinigung habe er versucht, mit den neuen Verhältnissen zurechtzukommen. „Da ich schon immer einen großen Nationalstolz verspürte, der integraler Bestandteil der DDR-Erziehung war, sah ich keinen Grund, den abzulegen“, erklärte er. In den Folgejahren habe er zunehmend rechte Veranstaltungen, Konzerte, Stammtische und Demonstrationen besucht.
Dann trat Wohlleben nach eigener Aussage in die NPD ein - wobei ihm Tino Brandt einen Mitgliedsantrag unter die Nase gehalten habe. Brandt war ein Anführer in der rechtsextremen Szene in Thüringen und zugleich gut bezahlter V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes.
Die Hauptangeklagte Zschäpe hatte am Mittwoch vergangener Woche ihr jahrelanges Schweigen gebrochen und eine lange Aussage verlesen lassen. Darin bestritt sie jede Beteiligung an den zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen des NSU und schob die Schuld allein ihren toten Freunden Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos zu.