Obama und Steinbrück erörtern Schuldenkrise
Berlin (dpa) - Bei seinem Berlin-Besuch hat US-Präsident Barack Obama auch SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück getroffen.
Besonders interessierte sich Obamas für Steinbrücks Einschätzungen zur Lösung der europäischen Schuldenkrise, hieß es nach dem Treffen in der Hauptstadtrepräsentanz der Commerzbank aus SPD-Kreisen.
Steinbrück habe angesichts der Jugendarbeitslosigkeitsraten von teilweise 50 Prozent in Südeuropa klargemacht, dass eine reine Sparpolitik nicht ausreiche. Wichtig seien eine Schuldenkonsolidierung und zugleich Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft. n dieser Frage unterscheidet sich Steinbrück auch von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die vor allem auf striktes Sparen setzt.
Die Atmosphäre in dem 40-minütigen, nicht presseöffentlichen Gespräch wurde als locker und entspannt beschrieben. Steinbrück empfahl Obama das Buch „In the Garden of Beasts: Ein amerikanischer Botschafter in Nazi-Deutschland“ von Erik Larson. Obama habe die Buchbestellung umgehend bei US-Botschafter Philip Murphy in Auftrag geben.
Als Gastgeschenk hatte Steinbrück ein gerahmtes Foto dabei, dass US-Präsident John F. Kennedy und Berlins Regierenden Bürgermeister Willy Brandt bei einer Autofahrt durch West-Berlin im Rahmen von Kennedys Besuch vor 50 Jahren zeigt. Obama habe sich auch für Steinbrücks Beweggründe, in die SPD einzutreten (Willy Brandt) interessiert, sowie nach seiner Einschätzung der wahlentscheidenden Themen gefragt. Dieser sieht unter anderem soziale Fragen und den Einsatz gegen ein Auseinanderdriften der Gesellschaft als große Aufgabe.
Steinbrück, der ausgezeichnet Englisch spricht, bekennt sich zu einem engen transatlantischen Verhältnis. Die US-Demokraten hatten jüngst bei den Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der deutschen Sozialdemokratie ihren Willen bekräftigt, in einer von SPD-Chef Sigmar Gabriel mit initiierten „Progressive Alliance“ mitarbeiten zu wollen. Damit soll die globale Zusammenarbeit von sozialdemokratisch orientierten Parteien verstärkt werden.