Opferzahl vor Lampedusa steigt auf mehr als 270
Rom (dpa) - Mehr als 270 Leichen haben die Helfer nach dem Lampedusa-Drama bereits aus dem Meer gezogen - und die Suche geht weiter. Der Kapitän des Schiffes wird festgenommen, gegen ihn wird ermittelt.
Dem 35-jährigen Tunesier wird unter anderem wegen mehrfacher vorsätzlicher Totschlag und Havarie vorgeworfen, wie italienische Medien unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichteten. Die Ermittler hatten mehrere Überlebende des Schiffbruchs befragt und danach ein Verfahren gegen den Mann eingeleitet. Er selbst sagte aus, er sei nur Passagier auf dem Schiff gewesen.
Unterdessen gehen an dem Wrack vor der Küste der italienischen Insel die Bergungsarbeiten weiter. Taucher brachten am Dienstag bis zum späten Nachmittag insgesamt 43 weitere Leichen an Land. Die Zahl der Opfer stieg damit auf 274. Weitere Tote werden noch im Laderaum des Schiffes vermutet, etwa 40 Taucher sind an der Unglücksstelle im Einsatz. Das Wrack liegt in knapp 50 Meter Tiefe, nachdem es vergangenen Donnerstag Feuer gefangen hatte und gekentert war.
Am Mittwoch wurde EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso auf der Mittelmeer-Insel erwartet. Er sollte bei seinem Besuch von Italiens Regierungschef Enrico Letta und Innenminister Angelino Alfano begleitet werden.
Nach Angaben von Überlebenden waren insgesamt 545 Menschen auf dem am Donnerstag gesunkenen Flüchtlingsboot, darunter 20 Kinder. Nur 155 Menschen konnten nach dem Schiffbruch gerettet werden. „Wir waren dicht gedrängt, ohne Möglichkeit uns zu bewegen“, sagte ein Überlebender laut Medienberichten. „Die Reise dauerte mehr als 24 Stunden.“ Auch am Dienstag kamen weitere Boote mit Flüchtlingen an den italienischen Küsten an. In der Nacht wurden etwa 400 Menschen vor Sizilien gerettet.