Passagierflugzeug mit 239 Menschen an Bord bleibt verschollen
Kuala Lumpur/Hanoi (dpa) - Eine Malaysia-Airlines-Maschine verschwindet. Entdeckt werden zunächst nur Ölspuren im Meer. Zwei Passagiere waren mit gestohlenen Pässen an Bord. Fahnder ermitteln in alle Richtungen.
Unglück oder Terroranschlag? Das mysteriöse Verschwinden eines malaysischen Flugzeugs mit 239 Menschen an Bord wirft zahlreiche Fragen auf. Während die Angehörigen verzweifelt hofften, blieb am Wochenende zunächst unklar, was mit der Maschine geschah. Zwei Passagiere hatten mit gestohlenen Pässen eingecheckt, weshalb Behörden einen Anschlag für möglich hielten. Der Kontakt zu der Boeing, die von Kuala Lumpur nach Peking fliegen sollte, brach am Samstagmorgen zwei Stunden nach dem Start ab. Sollte die Maschine abgestürzt sein und niemand überlebt haben, wäre es eines der schwersten Flugzeugunglücke der vergangenen Jahre.
Dutzende Schiffe und Flugzeuge durchkämmten das Meer vor Vietnam. Entdeckt wurden zunächst nur zwei große Öl-Flecken etwa 100 Kilometer vor der Küste Vietnams - ihr Ursprung blieb vorerst unklar. Die Blackbox des Flugzeugs könnte bei der Aufklärung helfen. „Wir richten unseren Schwerpunkt zurzeit darauf, das Flugzeug zu finden“, sagte der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein. Das abgesuchte Gebiet ist etwa 10 000 Quadratkilometer groß, das entspricht der halben Größe von Hessen.
An Bord der Boeing 777-200 waren überwiegend chinesische Reisende. Wie am Wochenende bekannt wurde, reisten zwei der Fluggäste mit gestohlenen Ausweisen. Die Pässe waren einem Italiener und einem Österreicher 2012 und 2013 in Thailand gestohlen worden. Die „New York Times“ zitierte Geheimdienstler mit den Worten: „Die gestohlenen Pässe sind zwar interessant, bedeuten aber nicht zwingend, dass es sich um einen Terroranschlag handelte.“ Malaysia ersuchte internationale Hilfe, um die Identität dieser Personen zu klären.
In die Ermittlungen schaltete sich nach einem Bericht der „Los Angeles Times“ die US-Bundespolizei FBI ein. Die Ermittler sollten auf dem Flughafen von Kuala Lumpur Videobänder mit US-Datenbanken zu Extremismus abgleichen. Mindestens drei Passagiere waren US-Bürger.
Die internationale Polizeibehörde Interpol kritisierte die Sicherheitskontrollen der Fluggesellschaft. Niemand habe Daten der Fluggäste mit der Interpol-Datenbank für gestohlene Ausweise abgeglichen, erklärte Generalsekretär Ronald K. Noble. Die Diebstähle der beiden Ausweise waren demnach in der Datenbank registriert.
Für Spekulationen sorgten am Sonntag auch ein Foto und Angaben von Helfern, nach denen vor Vietnam ein Trümmerteil entdeckt worden sei. Das meldete die thailändische Nachrichtenagentur MCOT unter Berufung auf einen Sprecher der thailändischen Streitkräfte. Die Angaben wurden zunächst jedoch nicht weiter bestätigt, auch auf dem verschwommenen Foto war kaum etwas zu erkennen.
Radarhinweise deuteten darauf hin, dass das Flugzeug kurz vor dem Verschwinden am Samstag umdrehte, wie Ermittler in Kuala Lumpur berichteten. Diese Hinweise überraschten, weil der erfahrene Pilot vor dem Verschwinden keinerlei Probleme an Bord gemeldet hatte. Er sendete auch kein Notsignal aus.
Ein malaysischer Sicherheitsexperte sagte, das plötzliche Verschwinden habe Parallelen zum PanAm-Flug 103, der 1988 über dem schottischen Ort Lockerbie nach einem Bombenanschlag explodiert war. Die Piloten hätten möglicherweise keine Zeit mehr gehabt, ein Notsignal abzusetzen.
Die Fluggesellschaft wollte die Angehörigen der Fluggäste zu Wochenbeginn nach Kuala Lumpur fliegen. Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte in einem Telefonat mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping ihre Bestürzung über die Nachricht vom Verschwinden des Passagierflugzeugs aus.
Der Chef von Malaysia Airlines, Ahmad Jauhari Yahya, räumte am Sonntag ein, dass die Boeing im August 2012 in Shanghai einen Unfall auf dem Rollfeld hatte. Bei einer Kollision mit einer anderen Maschine riss damals etwa ein Meter an der Spitze einer Tragfläche ab. Der Schaden sei von Boeing repariert worden und die Maschine von den Luftfahrtbehörden anschließend wieder für völlig flugtauglich befunden worden, sagte Yahya.
Die Pressevertreterin von Malaysia Airlines in Deutschland, Katja Hasselkus, sagte am Sonntag: „Solange wir das Wrack noch nicht gefunden haben, hoffen wir einfach und beten.“