Plagiatsjäger: Hälfte der Doktorarbeit abgekupfert

Berlin (dpa) - Mindestens die Hälfte der Dissertation von Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ist nach einer Analyse der Plagiatsjäger vom Guttenplag-Wiki abgekupfert.

Laut einer automatischen Auswertung seien 8000 der 16 300 Textzeilen Plagiate, erklärten die Betreiber des Internet-Projekts am Dienstag in einem Zwischenbericht - ein Anteil von 49 Prozent. Sie bedauerten, dass der Verteidigungsminister bei seinem Rücktritt „keine klaren Worte zur offensichtlichen Täuschungsabsicht und zur Urheberschaft“ seiner Dissertation gefunden habe.

In dem Wiki dokumentieren Internetnutzer gemeinsam, wo Guttenberg abgeschrieben haben könnte. Durch die zahlreichen Fundstellen war der Druck auf den Politiker in den vergangenen Wochen stark gewachsen.

Auf 82 Prozent aller Seiten sind die Plagiatsjäger nach eigenen Angaben fündig geworden. Man habe 891 Fragmente aus mehr als 120 Quellen entdeckt. In dieser Statistik fehlten noch die Textstellen, die Guttenberg aus Berichten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages übernommen habe. Diese sollen bald nachgetragen werden.

Der Wiki-Betreiber - ein Doktorand, der anonym bleiben will - zeigte sich enttäuscht über die Rücktrittserklärung des Ministers. „Wir stellen fest, dass Herr zu Guttenberg in seiner heutigen Rücktrittserklärung seinen bisherigen Standpunkt, dass in der Dissertation nicht bewusst plagiiert wurde, nicht revidiert hat.“ Daher sei zu bezweifeln, dass Guttenberg an der Aufklärung der Vorwürfe mitwirken wolle.

Ob und in welcher Weise die kollaborative Arbeit nach dem Zwischenbericht weitergeht, ließ der Betreiber offen. „Wir haben explizit noch keine konkreten Pläne, weitere Arbeiten zu untersuchen“, schrieb der Doktorand in einer E-Mail an die Deutsche Presse-Agentur. „Letztlich ist das Wiki aber nicht zentral gesteuert, so dass es jedem freisteht, zu machen was er will.“

Andere Internetnutzer hatten bereits angekündigt, in dem neuen Wiki PlagiPedi (http://de.plagipedi.wikia.com) die Dissertationen weiterer Politiker auf mögliche Plagiate untersuchen zu wollen.

Zur Rolle des Projekts in der Guttenberg-Affäre erklärte der Doktorand: „Das GuttenPlag-Wiki hat sicher dazu beigetragen, dass die Aufarbeitung der Dissertation in der Öffentlichkeit stattfand. Auch wird aus den hier gesammelten Plagiaten der Täuschungsvorsatz offensichtlich.“