Politische Appelle und ein strahlender DiCaprio

Hollywood (dpa) - Hollywoodstar Leonardo DiCaprio hat im sechsten Anlauf endlich seinen lang ersehnten Oscar gewonnen.

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Der 41-Jährige wurde in der Nacht zu Montag für seine Leistung in dem Rachedrama „The Revenant - Der Rückkehrer“ ausgezeichnet, in dem er sich als Trapper Hugh Glass nach einer Bärenattacke schwer verletzt durch die Wildnis kämpft. Für das Werk gab es noch zwei weitere Preise: für die beste Kamera und Regisseur Alejandro González Iñárritu. Der Hauptpreis für den besten Film ging allerdings an „Spotlight“ über Enthüllungsjournalismus und Missbrauch in der katholischen Kirche. Die Hoffnungen der nominierten Deutschen wurden dagegen enttäuscht. Der schwarze Moderator Chris Rock sorgte für eine ungewöhnlich politische Show.

Für DiCaprio gab es im Dolby Theatre spontan Standing Ovations, immerhin hatte der US-Amerikaner seit seiner ersten Nominierung vor mehr als 20 Jahren lange auf seinen ersten Oscar warten müssen. Mit der Trophäe in der Hand warnte der Schauspieler vor dem Klimawandel. „Er ist unsere größte Bedrohung. Lasst uns diesen Planeten nicht als selbstverständlich ansehen.“

Auch sein Regisseur Alejandro González Iñárritu nutzte die Bühne für ein politisches Statement. „Lasst uns dafür sorgen, dass die Hautfarbe genauso unwichtig wird wie die Länge der Haare“, sagte er zu der Debatte, dass bei den Oscars kaum Vertreter von Minderheiten nominiert worden waren. Im vergangenen Jahr hatte der Regisseur bereits mit der Satire „Birdman oder Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“ gewonnen. Für seinen mexikanischen Kameramann Emmanuel Lubezki war es sogar der dritte Oscar in Folge.

Der Gewinner der Königsdisziplin, „Spotlight“, erzählt basierend auf einer wahren Geschichte von Journalisten, die einen Missbrauchsskandal durch Mitglieder der katholischen Kirche aufdecken. Nach der Auszeichnung für den besten Film äußerten die Macher die Hoffnung, dass ihre Botschaft „Schützt unsere Kinder“ auch im Vatikan gehört werde.

Die 88. Oscar-Verleihung
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Überhaupt durchzogen politische Appelle wie diese die Oscarshow. Hauptthema war dabei die Kritik, dass in den wichtigsten Kategorien keine Afroamerikaner nominiert wurden - eine Steilvorlage für den schwarzen Moderator Chris Rock. Die Awards seien auch als die „Preise der Weißen“ bekannt, sagte der 51-Jährige. Erst jetzt könne dagegen protestiert werden, sagte Rock mit Verweis auf die frühere Sklaverei. „Wir waren damit beschäftigt, vergewaltigt und gelyncht zu werden.“ Im Internet lief eine lebhafte Debatte zu dem Thema unter dem Hashtag #OscarsSoWhite.

Zu den großen Gewinnern des Abends gehörte auch das Aktionsspektakel „Mad Max: Fury Road“: Für das Werk von Regisseur George Miller gab es sechs Auszeichnungen, allerdings nur in Nebenkategorien wie dem Kostüm- und dem Produktionsdesign, den Filmschnitt und Make-up/Frisurenstyling.

Als beste Hauptdarstellerin setzte sich die 26-jährige Brie Larson als Favoritin durch. Sie wurde für ihre Darstellung einer aufopferungsvoll kämpfenden Mutter in dem Entführungsdrama „Room“ („Raum“) geehrt.

Mit den Auszeichnungen für die besten Nebendarsteller überraschte die Academy of Motion Picture Arts and Sciences hingegen das Publikum: Die Schwedin Alicia Vikander und der britisch-amerikanische Schauspieler Mark Rylance bekamen ihre ersten Oscars. Die 27-jährige Vikander erhielt die Auszeichnung für ihre Rolle in dem Transsexuellendrama „The Danish Girl“. Rylance wurde für sein Spiel in dem Steven-Spielberg-Film „Bridge of Spies - Der Unterhändler“ ausgezeichnet.

Die Pixar-Produktion „Alles steht Kopf“ wurde als bester Animationsfilm ausgezeichnet. Den besten Filmsong lieferten Jimmy Napes und Sam Smith mit „Writing's On The Wall“ für den James-Bond-Film „Spectre“ ab. Der 87-jährige Ennio Morricone erhielt für seine Kompositionen zum Quentin-Tarantino-Western „Hateful 8“ seinen ersten Musik-Oscar. Der Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ging an die ungarische Produktion „Son of Saul“. Der bemerkenswerte Debütfilm von László Nemes erzählt vom Horror im Konzentrationslager Auschwitz.

Die deutschen Oscar-Hoffnungen wurden hingegen enttäuscht. Der Berliner Setdekorateur Bernhard Henrich war in der Kategorie Produktionsdesign nominiert gewesen. Und Regisseur Patrick Vollrath aus Niedersachsen gehörte mit seinem Werk „Alles wird gut“ zu den Nominierten in der Kategorie Kurzfilm“ - musste dann aber ebenfalls ohne Oscar wieder gehen.