Porträt: Dietmar Bartsch - Parteistratege und Pragmatiker

Berlin (dpa) - Dietmar Bartsch ist schon seit einem halben Jahr Kandidat für den Linke-Vorsitz. Der 54-jährige Stralsunder wagte sich bereits Ende November 2011 aus der Deckung: „Ich will mit einer Vorsitzenden und mit anderen gemeinsam die Linke wieder auf die Erfolgsspur führen“, sagte er in seiner Bewerbungsrede.

Dabei hatte er nach eigenen Angaben nie eine „Parteikarriere“ im Sinn gehabt. Bartsch gilt als einer der erfahrensten Strategen der Partei. Von 1991 bis 1997 war er Schatzmeister der PDS, anschließend wurde er Bundesgeschäftsführer. Dass er nicht abhängig von der Politik ist, bewies er nach der verlorenen Bundestagswahl 2002. Als Wahlkampfleiter übernahm er die Verantwortung, zog sich von seinem Geschäftsführerposten zurück und arbeitete vorübergehend als Unternehmensberater und Geschäftsführer der Zeitung „Neues Deutschland“.

2005 kehrte er in seinen alten Parteijob zurück - bis er es sich Anfang vergangenen Jahres mit seinem Chef Oskar Lafontaine verscherzte. Der Gründungsvater der Linken warf ihm eine gezielte Intrige vor. Bartsch sah sich gezwungen, aus der Parteiführung auszuscheiden. Seitdem ist er auf seinem Stellvertreterposten in der Bundestagsfraktion in Wartestellung.

Bartsch gilt als Pragmatiker, der Regierungsbeteiligungen der Linken anstrebt - im Gegensatz zum linken Flügel der Partei, der auf radikale Oppositionsarbeit setzt. Auf eine Kandidatur im Doppelpack - zusammen mit einer Frau für den Co-Vorsitz - hat er bewusst verzichtet, um nicht von vorneherein Chancen zu verspielen. „Es geht nicht darum, dass sich ein Mann eine Frau sucht. Deshalb wird das mit mir auch nicht stattfinden“, bekräftigte der leidenschaftliche Skat- und Volleyballspieler am Mittwoch.