Porträt Hannelore Kraft: Aus einfachen Verhältnissen an die Spitze
Düsseldorf (dpa) - „Kein einfacher Ritt“ war die rot-grüne Minderheitsregierung für Hannelore Kraft. Ein Jahr und acht Monate nach ihrer Wahl zur Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen ist der Ritt zu Ende.
Vorerst zumindest, denn Kraft hat sich schon oft durchgesetzt.
Der Weg an die Spitze war ihr nicht in die Wiege gelegt. „Wir sind eine wirkliche Ruhrgebietsfamilie“, erzählte sie einmal. Beide Eltern waren in Mülheim bei der Straßenbahn beschäftigt. „Wir lebten in einfachen Verhältnissen.“
1994 trat die als bodenständig geltende Unternehmensberaterin in die SPD ein, sparte sich aber „die Ochsentour“ durch Ortsvereine und Arbeitskreise ebenso wie das „Netzwerken“ in Seilschaften. Richtig los ging ihre Karriere nach dem Machtverlust der Sozialdemokraten bei der Landtagswahl 2005.
Als sich keiner der SPD-Frontmänner mehr danach drängte, die Scherben aufzulesen, machten die verstörten Genossen Kraft erst zur Fraktions- und dann 2007 zur Landesvorsitzenden - als erste Frau in beiden Ämtern. Nach einer weiteren schweren SPD-Niederlage bei der Bundestagswahl 2009 ging der Aufstieg Krafts weiter - zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden und zum Mitglied im SPD-Präsidium.
Bei der Landtagswahl 2010 schaffte sie es, Jürgen Rüttgers' (CDU) schwarz-gelbe Koalition mit einer rot-grünen Minderheitsregierung aus dem Amt zu manövrieren. Seitdem gingen die meisten rot-grünen Vorhaben „mit bunten Mehrheiten“ durchs Parlament: Abschaffung der Studiengebühren, mehr Geld für Kindergärten und Kommunen, eine große Reform des Schulsystems, ein Integrationsgesetz. „Es läuft gut“, stellte Kraft noch im Herbst fest. Im Frühjahr wurde sogar schon laut über Kraft als Geheimwaffe gegen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nachgedacht.
Mit ihrem Ehemann Udo und ihrem Sohn Jan lebt die 50-Jährige noch immer in ihrer Heimatstadt im Ruhrgebiet. Als Hobbys nennt sie „Spiel, Sport und Spaß mit Mann, Sohn und Hund, Essen und Klönen (Plaudern) mit Freunden.“