Porträt: Jens Böhrnsen (SPD)

Bremen (dpa) - Seine Arbeit betrachtet er als „Privileg“. Bremens Regierungschef Jens Böhrnsen ist Sozialdemokrat mit Leib und Seele. Der 61-Jährige gilt als fleißiger, akribischer Arbeiter, der nach außen eher zurückhaltend wirkt.

Im vergangenen Jahr stand er als amtierender Vorsitzender des Bundesrates nach dem Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler im Mai schlagartig im Zentrum des Interesses. Der Bremer Landesvater wurde bis zur Wahl von Christian Wulff als Bundespräsidentenvertreter Staatsoberhaupt auf Zeit.

„Das war eine historisch in Deutschland noch nie da gewesene Situation“, sagte der Jurist rückblickend. „Das Vorzimmer kündigte an: "Der Bundespräsident möchte Dich sprechen"“, beschrieb er die Szene. Er habe gedacht, Köhler wolle einen Termin absagen. „Hat er dann auch“, erzählte der SPD-Politiker über den entscheidenden Anruf.

Böhrnsen sitzt seit November 2005 auf dem Chefsessel im historischen Rathaus der Hansestadt. Bei einer Befragung der Genossen setzte sich der damalige SPD-Fraktionschef gegen den früheren Senator und Ex-Manager des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen, Willi Lemke, durch. Er wurde Nachfolger von Henning Scherf. Nach der vergangenen Landtagswahl 2007 beendete der Vater von zwei erwachsenen Kindern nach zwölf Jahren die große Koalition im kleinsten Bundesland und holte die Grünen als Juniorpartner ins Kabinett.

„Ich möchte das noch ein bisschen bleiben“, sagte der 61-Jährige über seine Ambitionen, auch nach der Wahl die Regierung in Bremen zu führen. Seine wichtigsten Anliegen sind das Wohl der Kinder und die Sanierung des maroden Haushalts im kleinsten Bundesland, das mit knapp 18 Milliarden Euro in der Kreide steht.

Der Tod des kleinen Kevin ist wie für viele Menschen in Bremen für ihn ein Trauma. „Ich werde den Tag nie vergessen, als wir vom Tod erfahren haben“, sagte der Politiker. Der Junge war 2006 tot im Kühlschrank seines drogensüchtigen Ziehvaters gefunden worden. „Es ist ein ungeheuerliches Versagen gewesen.“ Bei seine Prioritäten stellte der 61-Jährige klar: „Der Schutz von Kindern steht über jeder Haushaltslage.“

„Im meinem Leben war nicht vorausgezeichnet, dass ich Berufspolitiker werde“, sagte der Landesvater rückblickend. Schon Böhrnsens Eltern waren Sozialdemokraten und Gewerkschafter. Sein Vater war Werftarbeiter und wurde von den Nationalsozialisten für vier Jahre inhaftiert. Jens Böhrnsen selbst ging für sein Jurastudium nach Kiel und Hamburg, kehrte 1977 zurück und wurde später Richter. 1967 trat er in die SPD ein. 1995 wurde er erstmals in die Bürgerschaft gewählt; 1999 wurde er Fraktionsvorsitzender.