Porträt: Julian Assange - bekannt und umstritten
Berlin (dpa) - Wikileaks-Gründer Julian Assange ist wenig daran gelegen, Kontroversen zu vermeiden. Im Gegenteil: Er sucht den Konflikt mit den Mächtigen, und auch für ehemalige Unterstützer war der Umgang mit ihm nicht immer einfach.
Schon als Jugendlicher war der weißblonde Australier von Computern fasziniert. Später gründete er die Enthüllungsplattform Wikileaks. Sie veröffentlichte zahlreiche brisante Dokumente, darunter als geheim eingestufte Botschaftsdepeschen und Kriegsberichte der USA. Das brachte die Organisation in politische und wirtschaftliche Schwierigkeiten: US-Kreditkartenfirmen weigerten sich, Spenden an Wikileaks weiterzuleiten.
Der 43-jährige Assange gilt als sprunghaft und eigensinnig - und auf seine Sicherheit bedacht. Er tausche ständig seine Handys aus, steige unter falschem Namen in Hotels ab, schrieb 2010 die „New York Times“. Weil er annimmt, dass die USA gegen ihn und Wikileaks-Mitstreiter ermitteln, flüchtete Assange im Juni 2012 vor einer drohenden Ausweisung an Schweden in die ecuadorianische Botschaft in London.
Auch innerhalb der Organisation gab es Streit. Prominente Unterstützer wie der deutsche Netzaktivist Daniel Domscheit-Berg verließen Wikileaks. Die Vorwürfe sexueller Vergehen, die in Schweden gegen Assange erhoben werden, brachten ihm auch in der Hackerszene Kritik ein. Dennoch sprach er per Video beim Jahrestreffen des Chaos Computer Clubs im Dezember. Er rief Hacker und IT-Kenner auf, Geheimdienste zu unterwandern und ihr Wissen öffentlich zu machen.
Schon lange vor den Enthüllungen Edward Snowdens war Assange überzeugt, dass die USA einen weitreichenden Überwachungsapparat aufbauten. Ende 2012 warnte er davor in dem Buch „Cypherpunks“.