Porträt: Martin Zeil - FDP-Wirtschaftsminister verliert Wahl und Amt

München (dpa) - FDP-Spitzenkandidat Martin Zeil hat die FDP in eine ihrer schmerzlichsten Niederlagen geführt. Fünf Jahre lang war er bayerischer Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident, künftig gehört seine Partei noch nicht einmal mehr als Opposition dem Landtag an.

Vom großen Koalitionspartner CSU wurde Zeil teils vor, teils hinter den Kulissen ausdauernd bekämpft. Zeil sei zu langsam und kümmere sich nicht, schimpften die Christsozialen. Das Motiv war leicht erkennbar, denn die Wirtschaftspolitik war früher ein Kernthema der CSU - Zeil stellte unerwünschte Konkurrenz dar. Das Wirtschaftsressort hatte die CSU abgeben müssen, als sie 2008 notgedrungen eine Koalition mit der FDP einging.

Für den 57-Jährigen waren die Auseinandersetzungen mit der CSU bitter, denn der früher bei einer Privatbank tätige Jurist ist ein Verfechter schwarz-gelber Bündnisse. Von Flirts mit der SPD hält er nichts. Darin liegt eine Konfliktlinie mit der FDP-Landeschefin, Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die keine grundsätzliche Aversion gegen die SPD pflegt.

Welche Konsequenzen Zeil daraus zieht, dass sein Kurs vom Wähler abgestraft wurde, will er auf die Zeit nach der Bundestagswahl vertagen: „Vor allem gilt es jetzt: Kämpfen, kämpfen, kämpfen für die Bundestagswahl!“ Danach müsse man genau analysieren, sagt er. Einen Plan B für seine berufliche Zukunft habe er bisher nicht, aber: „Um mich brauchen Sie sich keine Sorgen machen.“

Äußerlich zeichnet sich Zeil durch eine gewisse Ähnlichkeit mit SPD-Spitzenkandidat Christian Ude aus. Wie dieser trägt Zeil Schnauzbart und redet ziemlich langsam. Seine Amtszeit als Wirtschaftsminister wurde überschattet von den vielen FDP-Misserfolgen und Streitereien in Berlin. Nach dem Atomunglück von Fukushima leistete Zeil Widerstand gegen das Vorziehen des Atomausstiegs auf 2022, konnte sich aber nicht durchsetzen.