Report: CSU im Freudenrausch
München (dpa) - Grenzenloser Jubel bei der CSU, Enttäuschung bei SPD und Grünen, Fassungslosigkeit bei den Liberalen: Der Landtagswahlabend in München war kein Krimi - und doch hat er viele Parteimitglieder ziemlich mitgenommen.
„Wir sind wieder da“, ruft CSU-Chef Horst Seehofer am Sonntagabend seinen Anhängern im brütend heißen und überfüllten CSU-Fraktionssaal des bayerischen Landtags zu. „Das ist ein großartiger Wahlerfolg.“ Nach fünf Jahren Koalitionsregierung schaffen die Christsozialen die Rückkehr zur absoluten Mehrheit.
Die FDP-Anhänger dagegen können das Ergebnis kaum fassen. Nach nur fünf Jahren im Parlament fliegen die Liberalen nicht nur aus der Staatsregierung, sondern auch schon wieder aus dem Landtag. „Das ist erdrutschartig“, sagt ein fassungsloser Wolfgang Heubisch, bislang Kunstminister. „Vor fünf Jahren war gewaltig Sonnenschein und jetzt ist auf einmal Sturm, Schnee und Regen und es geht wieder abwärts.“ Spitzenkandidat Martin Zeil räumt ein: „Das ist eine äußerst schmerzliche, enttäuschende Niederlage.“ Rund fünf Prozentpunkte hat die Partei seit der Landtagswahl 2008 verloren, etwa so viel hat die CSU dazugewonnen.
Auch die SPD ist deutlich hinter ihren Zielen zurückgeblieben. Und doch: Ein kleiner „Ude-Effekt“ war da: zwei Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren, als die Partei ihr schlechtestes Nachkriegs-Ergebnis in Bayern einfuhr. Die „Zeitenwende“ ist nicht geglückt, ein Machtwechsel im Freistaat meilenweit entfernt. Dennoch feiert die SPD einen Erfolg. Sie habe die „Trendwende geschafft“, ruft Spitzenkandidat Christian Ude unter dem Jubel seiner Parteifreunde. Erstmals seit 1994 muss die Partei keine Verluste verbuchen.
Bei parteigerecht roter Beleuchtung verfolgen die Genossen die Hochrechnungen: Lange Gesichter bei den Zahlen der CSU, verhaltener Applaus bei den ersten Zahlen für die SPD - und Jubel über das Ausscheiden der FDP aus dem Landtag.
Auch die Grünen sind hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben. Nur 8,3 Prozent der Stimmen hat die Partei nach Hochrechnungen errungen. Als das Ergebnis verkündet wird, ist es totenstill auf der Wahlparty. Spitzenkandidatin Margarete Bause schafft nur ein angestrengtes Lächeln und räumt die herbe Niederlage ein: „Wir müssen sagen, wir haben unsere Wahlziele nicht erreicht.“
Bause macht eine fehlende Wechselstimmung als Grund aus: Die gute wirtschaftliche Lage in Bayern sorge eben für Zufriedenheit bei den Wählern. „Da hat man der CSU auch die verschiedenen Affären verziehen.“
Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hatte gehofft, nach der Wahl die Rolle des Königsmachers einnehmen zu können - doch das ist gescheitert. Und von den angepeilten 15 Prozent ist seine Partei mit 8,5 Prozent weit entfernt. Nun keimt Kritik an seinem Kurs auf, vor der Wahl jede Koalitionsaussage zu vermeiden. Fraktionsvize Bernhard Pohl sagt: „Ich denke mal eine klarere bürgerliche Aussage, dass wir nicht in Richtung SPD tendieren, das hätte uns sicher zwei, drei Prozent mehr gebracht.“
Nun ist die Stimmung gedämpft - ganz anders als 2008, als die Freien Wähler ausgelassen den Einzug ins Parlament feierten - als drittstärkste Kraft mit 10,2 Prozent der Stimmen.
Ganz anders die Party bei den Christsozialen: Die CSU-ler haben das Gefühl, mit der Rückeroberung der absoluten Mehrheit eine historische Stunde zu erleben - eine Wiederauferstehung. „Das Ergebnis ist sensationell“, schwärmt der langjährige CSU-Vordenker Alois Glück. „Das gibt der CSU ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland und Europa.“