Porträt: Vollblutpolitiker Nawaz Sharif

Islamabad (dpa) - Selbst für einen langjährigen Vollblutpolitiker kann Nawaz Sharif auf eine außergewöhnlich bewegte Karriere zurückblicken. Unter Militärdiktator Zia ul-Haq bekam Sharif 1981 sein erstes Regierungsamt, der damals erst 32-Jährige wurde Finanzminister in seiner Heimatprovinz Punjab.

Die Ironie der Geschichte wollte es, dass es auch ein General war, der den Chef der konservativen Muslim-Liga (PML-N) aus seinem bislang letzten Regierungsamt trieb: 1999 putschte der damalige Armeechef Pervez Musharraf gegen den Premierminister. Sharif wird Sturheit nachgesagt, wozu passt, dass er sich auch von dem Coup nicht unterkriegen ließ.

Der 63-Jährige stammt aus einer Industriellenfamilie, die in Punjabs Hauptstadt Lahore verankert ist. Ein Teil der gläubigen Familie kümmert sich um das Wirtschaftsimperium - darunter auch Sharifs beide Söhne -, ein anderer um Politik. Seine einzige Tochter Maryam Nawaz unterstützte ihn im Wahlkampf. Sein Bruder Shahbaz Sharif war bis zur Wahl Ministerpräsident Punjabs.

1990 wurde Sharif zum ersten Mal Premierminister, er liberalisierte die Wirtschaft und gewann so die bis heute andauernde Unterstützung von Unternehmern und Geschäftsleuten. Auch westliche Landeskenner halten ihn für am ehesten geeignet, die Wirtschaftskrise des Landes anzugehen. Sharifs erste Amtszeit dauerte bis 1992, als er vom Militär und dem damaligen Präsidenten Ghulam Ishaq Khan zum Rücktritt gezwungen wurde.

Bei der Wahl 1997 errang Sharif erneut die Macht. Er ließ eine Hunderte Kilometer lange Autobahn fertigstellen, die ihresgleichen in Südasien sucht. Als der Erzfeind Indien 1998 erstmals eine Atombombe testete, konterte Sharif nur Tage später mit einem eigenen Nukleartest. Es war der größte Schub für den lädierten Nationalstolz der Pakistaner seit der Teilung von Indien im Jahr 1947. Mit dem Putsch Musharrafs endete 1999 auch diese Amtszeit für Sharif.

Der Armeechef drängte Sharif 2000 ins Exil nach Saudi-Arabien, wo der Ex-Premier bis 2007 ausharrte. Heimliche Sympathien für muslimische Extremisten, die Sharif nachgesagt werden, dementiert dieser. Als Musharrafs Stern im Sinken begriffen war, kehrte Sharif zurück. Bei der Parlamentswahl 2008 gelang es ihm, seiner Partei den zweiten Platz zu sichern, auch wenn er selber gar nicht kandidierte. Mit dem fulminanten Comeback, das er nun bei der Wahl hinlegte, hätte damals aber kaum jemand gerechnet.