Report: „Black Beauty al Forno“ - Reaktionen im Supermarkt

Köln/Dortmund (dpa) - „Black Beauty al Forno - das schmeckt“, witzelt Ronald Kiesgarten. „Am besten noch mit leistungssteigernden Dopingmitteln eines Reitpferdes“, meint der Kommunikationsdesigner beim Einkauf in einem Kölner Geschäft.

„Die Fleischindustrie ist schon widerwärtig geworden. Man kauft etwas, was man nicht kaufen wollte.“ Die Aufregung nach der Entdeckung von falsch deklarierter Pferdefleisch-Lasagne im deutschen Handel kann der 52-Jährige gut verstehen: „Pferde kann man streicheln. Genau wie Katzen und Hunde. Und die möchte man auch nicht auf dem Teller haben.“ Bei Rindern und Schweinen sei das etwas anderes.

Rosemarie Bender macht mit ihrem Mann einen Großeinkauf. Hackfleisch steht nicht auf dem Einkaufszettel der Rentnerin. Sie sagt, das kaufe sie nur beim Metzger ihres Vertrauens. „Aber wir essen gerne mal Pferdefleisch, zum Beispiel in Form von Sauerbraten. Der ist ein Gedicht.“ Angesichts der falschen Deklarierung sagt Bender: „Meines Wissens nach ist doch Pferdefleisch wesentlich teurer als Rind. Aber man weiß ja nie, was für eine Qualität das Pferdefleisch in den Tiefkühlgerichten hat und was einem da untergeschoben wird.“

Angela Schultz greift öfter zu Fertigprodukten aus der Tiefkühltruhe - aus Zeitgründen. „Lasagne der betroffenen Marke war sicher auch mal dabei.“ Sorgen mache sie sich aber nicht. „Erstens ist Pferdefleisch nicht schädlich. Und zweitens werden in allen möglichen Fleischsorten immer wieder enorme Antibiotika-Rückstände gefunden. Da dürfte man ja gar nichts mehr essen.“

Der Fund führt nach Einschätzung des Düsseldorfer Markenberaters und Werbeexperten Frank Dopheide zu einer tiefen Verunsicherung. „Ich weiß eigentlich nicht mehr so genau, was bei mir auf den Tisch gelangt.“ Er geht davon aus, dass ein Teil der Verbraucher ihr Einkaufsverhalten ändern werde. „Die regionalen Produkte, die sowieso Rückenwind haben, werden massiv zugewinnen. Möglicherweise greift der eine oder andere Verbraucher künftig nicht mehr zum billigsten, sondern zum zweitbilligsten Produkt.“

Bürokauffrau Angela Walter will vorerst nicht auf Produkte mit Fleischfüllung verzichten. „Das wäre völlig übertrieben.“ Seniorin Rea Luenstraß ist überzeugt, dass Fertig-Hack-Produkte auch nach Ende des Skandals eine Zeit lang nicht mehr gekauft würden. „So etwas merken sich die Verbraucher.“ Sie selbst ist nicht beunruhigt. „In meinem Alter ist es egal, was man isst“, meint die 81-Jährige.

Egon Huneke ist beim Discounter in Dortmund vorsichtig. „Da kann ja sonst was drin sein, vielleicht was Giftiges. Wenn Pferdefleisch draufsteht, ist das in Ordnung. Dann wäre es auch geprüft. Sonst ist es Betrug.“

Sarah Lotz und Regina Bungart sind richtig sauer. „Ich habe einen kleinen Jungen. Und wir essen auch manchmal Lasagne“, sagt Regina Bungart in einem Dortmunder Vorort-Supermarkt. „Das ist erschreckend, dass man so getäuscht wird.“ Es gebe so viele Missstände. „Gut ist es, dass das an die Öffentlichkeit kommt.“ Gut sei aber auch, das ihr kleiner Sohn davon nichts mitbekommen habe. Sarah Lotz schüttelt mit dem Kopf. Sie ist Pferdefan. „Das ist echt ein Skandal“, wettert sie. Pferdefleisch würde sie nie freiwillig essen.