Report: Münchner Traum von Olympia zerplatzt
München/Garmisch (dpa) - Seifenblasen wurden in München zum Symbol dieses großen Entscheidungstages. Stundenlang war Seifenschaum - zu Eiskristallen, Schneeflocken und zum Münchner Bewerbungslogo geformt - als Zeichen der Hoffnung zum strahlendblauen Himmel emporgestiegen.
Am frühen Abend dann zerplatzt diese Hoffnung; wie eine Seifenblase. Ein vielstimmiges „Oh“ begleitet die Verkündung der Entscheidung im südafrikanischen Durban vor dem historischen Rathaus. München wird nicht Ausrichter der Olympischen Winterspiele 2018.
Der Tölzer Knabenchor, der sich auf einer Bühne vor dem Rathaus in Stellung gebracht hat, stimmt nicht wie geplant „Freude schöner Götterfunken“ an. Die Böllerschützen lassen es wenig begeistert statt für München nun für das südkoreanische Pyeongchang krachen.
Auch in Garmisch-Partenkirchen fiebern die Menschen dem Votum entgegen. Slalom-Ass Felix Neureuther lauscht wie Skiverbandspräsident Alfons Hörmann und der Garmischer Ski-WM-Frontmann Peter Fischer den Worten von IOC-Präsident Jacques Rogge. Und ist dann wie alle anderen enttäuscht. Trotzdem lassen die Olympiafans in Garmisch Luftballons in den bis dahin sonnigen Himmel steigen - just zur Entscheidung waren dunkle Wolken aufgezogen.
Die Sensation war ausgeblieben. Der südkoreanische Favorit hatte sich bereits im ersten Wahlgang durchgesetzt - und die Garmischer Bürger sind gute Verlierer. Der Moderator auf dem voll besetzten Mohrenplatz gratuliert der Siegerstadt, und viele klatschen Beifall. Die zweimalige Curling-Weltmeisterin Andrea Schöpp sagt: „Es werden sicherlich auch dort schöne Spiele. Vielleicht klappt es dann ja vier Jahre später. Wir müssen uns auch als faire Verlierer zeigen.“ Andere trösten ihre Angehörigen, etliche liegen sich in den Armen.
In Münchens Innenstadt hatte vom frühen Morgen an eine stetig wachsende Menschenmasse der Entscheidung entgegengefiebert. Luftballons wurden verteilt, Biertische mit Olympia-Dekoration waren aufgebaut. Viele Fans hatten Deutschland- und Bayernfahnen oder Olympia-Flaggen dabei. Bei der Präsentation der Bewerbung waren viele Zuschauer bewegt. „Es war ganz, ganz toll, sehr emotional und ein richtiges Gänsehaut-Gefühl“, sagte Zuschauerin Cornelia Morgenroth. Zu Spitzenzeiten kurz vor dem großen Moment hatten sich nach Veranstalterangaben bis zu 25 000 Menschen auf dem Marienplatz und in der Fußgängerzone versammelt.
Genutzt hat all das nichts. Schon vor der offiziellen Verkündung der Entscheidung erlitt die Olympia-Stimmung einen Dämpfer. Viele Experten deuteten die frühe Entscheidung als Entscheidung für Dreifach-Bewerber Pyeongchang - und genau so kam es dann auch.
„Ich bin genau so traurig wie Sie alle“, sagte ein geknickter Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) - und dämpfte auch gleich noch eine weitere Münchner Hoffnung: die auf eine zweite S-Bahn-Stammstrecke. „Mit einer Pro-Entscheidung heute hätte sich das natürlich beschleunigt - so geht es normal weiter.“
Der Mitinitiator des „NOlympia“-Begehrens, Axel Doering, blieb indes der Fete auf dem Mohrenplatz in Garmisch fern. Er und seine Mitstreiter feierten lieber im örtlichen Tierheim. Überglücklich sagte er nur wenige Minuten nach der Bekanntgabe der Entscheidung: „Der Kelch ist an uns vorübergegangen, Garmisch-Partenkirchen hat in Wirklichkeit gewonnen.“ Doering gratulierte der Siegerstadt, fügte aber hinzu: „Nun ist Pyeongchang in den Fängen des IOC.“