Report: Soldaten und Freiwillige Hand in Hand gegen Hochwasser-Gefahr

Lödderitz (dpa) - Das Getümmel im Dorf ist groß. Radpanzer der Bundeswehr rollen über die Feldwege, die Feuerwehr ist mit Blaulicht aufgefahren und Bauern bringen mit ihren Traktoren Unmengen an Sand.

Im Dorf Lödderitz im Salzlandkreis herrscht Hochwasseralarm, denn die nahe gelegenen Deiche der Elbe drohen überflutet zu werden. „Die Leute brauchen unsere Hilfe“, sagt Soldat Danny Bolz (27) trocken. Mit einem 250 Mann starken Panzerpionierbataillon ist die Bundeswehr angerückt, um dem kleinen Dorf in Sachsen-Anhalt zu helfen.

Auf einem eigens eingerichteten Platz herrscht am Mittwoch Volksfeststimmung, auch wenn vielen Helfern der Schweiß von der Stirn rinnt. „Ich bin zwar schon Rentner, aber man muss ja helfen“, sagt der 75 Jahre alte Heinrich Herzog, der einen Sandsack nach dem anderen füllt. 300 000 Sandsäcke werden allein hier benötigt, um einen rund acht Kilometer langen Deichabschnitt bei Groß Rosenburg um rund 30 Zentimeter zu erhöhen. „Wir sind ja fast schon professionell“, meint der Rentner. Schließlich habe er auch schon 2002 bei der Elbeflut geholfen.

Doch die Arbeit der Helfer in Lödderitz bleibt unaufgeregt. Am Sandabfüllplatz fährt ein Eiswagen vor und spendiert den Helfern in der Hitze etwas Abkühlung. Wenig weiter hat die Bundeswehr ein Lager auf einer großen Wiese aufgeschlagen. Mehrere Wagen bilden ein Führungskommando, davor ist eine große Karte aufgestellt. Zahlreiche geländegängige Fahrzeuge und auch mehrere mobile Toiletten stehen bereit. Und die Stadt hat eine Mehrzweckhalle zum Übernachten auf Feldbetten und Matten bereitgestellt.

Vize-Kommandeur Klaus Friedrich Blum war schon drei Mal in Afghanistan im Einsatz. „Hier kann man außerhalb der Kaserne auch im T-Shirt herumlaufen“, berichtet Blum. Doch Respekt vor den Fluten hat er auch - schließlich erinnert er sich noch gut an den Einsatz 2002. „Ich habe da schon einen Eindruck von der Macht des Wassers bekommen“, sagt der Vize-Kommandeur. „Das ist schon beeindruckend.“

Unweit der Elbe laufen die Vorbereitungen für die Arbeiten auf Hochtouren. Es wird eine Ringstraße angelegt, damit sich die vielen Transportfahrzeuge nicht in die Quere kommen. Zudem wird eine Beleuchtung für die Nacht installiert - damit rund um die Uhr gearbeitet werden kann.

Die Aufgabenteilung zwischen zivilen Kräften und der Bundeswehr ist klar: Die Freiwilligen füllen die Sandsäcke, die Soldaten bringen sie dann zum Deich und stapeln sie nach einem speziellen Muster. „Die Feuerwehr hat schon lange vorgearbeitet“, sagt der Kommandeur des Bataillons, Oliver Esdar (41). Auch er kennt das Hochwasser aus eigener Erfahrung. Esdar wohnt in Havelberg - nur 20 Meter von der Havel entfernt. „Mein eigenes Haus wird absaufen“, klagt er. Doch auch als Kommandeur kann er da nichts machen. „Meine Frau kümmert sich darum.“

Bundeswehr-Sprecher Manfred Jungenblut nennt das Zusammenspiel von Helfern und Soldaten in Lödderitz ein Paradebeispiel einer guten zivil-militärischen Zusammenarbeit. Auch Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) lobt die Soldaten: „Das ist eine große Hilfe für das Land“. Stahlknecht hatte dafür gesorgt, dass auch ein ganze Panzerbrigade mit rund 3000 Soldaten für den Hochwasser-Einsatz in Sachsen-Anhalt bereit steht. Allerdings wird das Land dafür womöglich an die Bundeswehr zahlen müssen. Fragen zu möglichen Kosten will Stahlknecht erstmal aber nicht beantworten. „Im Augenblick bewältigen wir die Krise“, sagt er.

Denn die Zeit drängt. Einige Kilometer südlich von Magdeburg dürfte der Pegel der Elbe bis zum Wochenende auf einen Rekord klettern. Zig Quadratkilometer Fläche, unzählige Dörfer und tausende Menschen wären bedroht, wenn die Deiche hier brechen.