Report: Vulkanasche lässt Flug-Passagiere stranden

Hamburg (dpa) - Jonna will nicht mehr warten. In Faro warten Oma, 26 Grad - und vor allem das Meer. Doch Portugal ist weit weg. Mit ihrer Mutter Meike Firmenich und Schwester Aenne ist die Sechsjährige in aller Frühe am Flughafen Hamburg gestrandet.

Um halb drei musste Jonna aufstehen, ein Taxi fuhr sie mit Mama und Aenne von Schönberg an der Ostsee zum Flughafen. Seither geht nichts mehr. Tränen kullern, alles ist total doof. Was soll sie hier? Sie will weg. „Wir sind optimistisch, dass es bald weitergeht“, sagt Mama und tröstet.

Vertrösten muss auch Rebecca Franzen von Air Berlin. Mehr als vierzig Passagiere warten in der längsten Schlange des Flughafens auf Auskunft am Schalter. Franzen geht umher, informiert, schlichtet, verteilt Zettel mit Servicenummern. „Versuchen Sie da bitte mit ganz viel Geduld anzurufen“, entgegnet sie einem Kunden.

Geduld und Verständnis sind die Lieblingswörter von Menschen wie Franzen an diesem Mittwochmorgen. Alles in allem bleibt es jedoch ruhig in den Terminals. Kaum Schlangen, kein Gedränge, zum ersten Mal seit dem Ausbruch des Gletschervulkans Eyjafjallajökull vor gut einem Jahr steht eines der wichtigsten norddeutschen Drehkreuze wieder still. Viele Menschen sind Mittwochmorgen gleich Zuhause geblieben. Die großen Hallen sind verwaist - Ruhe, wo sonst Hektik herrscht. Die Flugzeuge warten auf dem Rollfeld geordnet auf ihren Einsatz.

Auch auf den Berliner Flughäfen reagieren die Passagiere gelassen - die meisten hatten aus den Nachrichten von der Aschewolke erfahren. Vor den Schaltern in Tegel drängen sich Hunderte mit Gepäckwagen, immer wieder gehen die Blicke zu den Anzeigetafeln, die ein Wort dominiert: „cancelled“ („gestrichen“). Die Gratisgetränke, die Flughafen-Mitarbeiter verteilen, sind da ein schwacher Trost. Glück hat DSDS-Sieger Pietro Lombardi - er ist gerade noch rechtzeitig gekommen, um noch abheben zu können.

Am Informationsschalter in Hamburg gibt ein Service-Mitarbeiter freundlich Auskunft und wundert sich ein wenig, dass die meisten Menschen sehr verständnisvoll seien. „Das läuft entspannter ab als im vergangenen Jahr“, sagt er. Anscheinend wüssten die Menschen nun, wie gefährlich Asche sein kann.

Stimmt das? Tietjen Nidia (60) aus Elmshorn hat etwas anderes gehört. Die Beurteilung der Behörde sei altmodisch, glaubt sie. Dass sie nun am Boden bleiben muss, obwohl sie gern in die Luft ginge, findet sie übertrieben. Mit ihren drei Freundinnen hat sie sich auf Malaga gefreut und gehofft, dass doch geflogen wird. Sonst wäre sie nicht hergekommen. Jetzt werde erst einmal eingecheckt und Kaffee getrunken.

Auch Christian Schwarz aus Hamburg ist entspannt. Morgen hat er ein Bewerbungsgespräch in München. Die Fluggesellschaft habe angeboten, auf ein Bahnticket umzubuchen. Das wird er in Anspruch nehmen. Er steigt um. Das kann die zwölfte Jahrgangsstufe eines Gymnasiums aus Eckernförde, die nach Rom will, nicht so einfach. „Wir sind hier ziemlich genervt“, sagt der 18-jährige Max Lückermann. Gott sei Dank habe man daran gedacht, einen Fußball mitzunehmen. Im Terminal ist viel Platz.

Nichts zu tun hat auch Helga Sperling (61) an der Sicherheitskontrolle. Sie habe das Flugverbot überrascht, sagt sie. Jetzt stehen die Fließbänder still, die Röntgengeräte ruhen. Im Hintergrund plaudern die Kollegen. Einer schlürft Kaffee. Endlich mal Zeit - aber nicht lange. Gegen Mittag landen und starten dann die ersten Maschinen wieder. Jonna hat Glück. Sie wird dabei sein.

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