Russland verlegt starke Militäreinheiten auf die Krim
Sewastopol (dpa) - Russland baut die Krim zum Bollwerk aus. Die Schwarzmeerhalbinsel soll wieder zum „unsinkbaren Flugzeugträger“ werden. Die letzten ukrainischen Soldaten ziehen ab - per Zug.
Nach dem international nicht anerkannten Anschluss der Krim will Russland seine Militärpräsenz auf der strategisch wichtigen Halbinsel massiv verstärken. Geplant sei, bis 2016 mehrere Überschallbomber vom Typ Tupolew Tu-22M3 (Nato-Code: Backfire-C) sowie Jagdflugzeuge auf die Krim zu verlegen. Das meldete die Agentur Interfax am Mittwoch unter Berufung auf namentlich nicht genannte Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums in Moskau. Zuvor müssten aber die Luftstützpunkte Gwardejskoje bei Simferopol und Katscha bei Sewastopol ausgebaut werden, hieß es.
„Die Notwendigkeit für diese Flugzeuge im Süden war immer gegeben, aber jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, dass sie auf die Krim zurückkehren, die früher als „unsinkbarer Flugzeugträger“ bekannt war“, zitierte Interfax einen Ministeriumsmitarbeiter. Geplant sei zudem die Stationierung von Seeaufklärern und U-Boot-Jägern auf der von der Ukraine abtrünnigen Halbinsel.
2017 soll dann auch ein neuer Hubschrauberträger in Sewastopol ankern. Die Hafenstadt soll zum neuen Hauptstützpunkt der legendären russischen Schwarzmeerflotte ausgebaut werden.
Die auf der Halbinsel stationierten ukrainischen Soldaten, die ihrem Land weiter dienen wollen, und ihre Angehörigen sollen die Krim mit Zügen verlassen. Dazu würden zunächst 15 zusätzliche Waggons bereitgestellt, sagte der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow. Ihre Waffen müssten die Soldaten vorerst abgeben.
Nach Angaben aus Kiew ist mindestens die Hälfte der fast 19 000 ukrainischen Soldaten zu den russischen Truppen übergelaufen. Moskau behauptet, dass noch weit mehr Ukrainer künftig in der russischen Armee dienen wollen. Zudem beschlagnahmte Russland 51 der einst 61 Schiffe der ukrainischen Marine. Die übrigen Einheiten setzten sich ab.
Die von Moskau nicht anerkannte Regierung in Kiew feuerte indes den Chef des Staatsfernsehens, Alexander Pantelejmonow, wegen angeblicher Propaganda für den abgesetzten Präsidenten Viktor Janukowitsch. Zum Nachfolger wurde Surab Alassanija ernannt, einer der Gründer des angesehenen Internetsenders hromadske.tv. Pantelejmonow war vor gut einer Woche von Abgeordneten der rechtspopulistischen Parlamentspartei Swoboda (Freiheit) unter Prügel zum Rücktritt gezwungen worden.
Zwei Monate vor der Präsidentenwahl liegt in Umfragen der prowestliche „Schokoladenkönig“ Pjotr Poroschenko deutlich in Führung. Der Milliardär gilt als Co-Financier der jüngsten Revolution auf dem Maidan - und der von 2004. Bei dem Urnengang am 25. Mai käme er auf 24,9 Prozent der Stimmen, Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko und Ex-Boxprofi Vitali Klitschko erhielten jeweils etwa 9 Prozent. Aus einer Stichwahl ginge Poroschenko, der allerdings noch nicht seine Kandidatur erklärt hat, als klarer Sieger hervor.
Im westukrainischen Rowno nahmen Hunderte Menschen bei einer Trauerfeier Abschied von dem erschossenen Ultranationalistenführer Alexander Musytschko. Der unter dem Kampfnamen „Saschko Bilyj“ (Weißer Sascha) bekannte Aktivist war in der Nacht auf Dienstag bei einem Polizeieinsatz getötet worden. Die gewaltbereite Gruppe Rechter Sektor, der militante Arm der ukrainischen Protestbewegung, forderte den Rücktritt von Innenminister Arsen Awakow. Experten warnen davor, dass die Ultranationalisten außer Kontrolle geraten könnten.