Single-Bayern in Party-Laune

München (dpa) - So richtig Spaß macht eine Meisterparty eben doch erst mit der Schale. 27 Tage mussten die Single-Titel-Bayern warten, bis sie nach der Couch-Meisterschaft am 26. April mit der zum 25. Mal gewonnenen Trophäe endlich in ihre Marathonfeier starten konnten.

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Erst am Nachmittag sollte sie auf dem Münchner Rathausbalkon mit tausenden Anhängern ihr großes Finale finden. „Es war ein schönes Gefühl, die Schale endlich wieder in den Händen zu halten“, sagte Bastian Schweinsteiger, der das wunderbare Gefühl nach dem abschließenden 2:0 (1:0) am Samstag gegen den FSV Mainz 05 bereits zum achten Mal in zwölf Profijahren auskosten durfte.

Bierduschen, Konfettiregen, Polonaise: Eine sehr gute, aber eben nicht herausragende Bayern-Saison endete mit lautstarkem Jubel und Eigenlob, vor allem aber auch mit der Sehnsucht der Protagonisten nach ein paar Wochen Ruhe und Erholung. „Heute ist nicht mehr das Thema Berlin“, sagte Weltmeister Jérôme Boateng rückblickend auf die zwei verpassten Endspiele im DFB-Pokal und in der Champions League, die als krönender Schlusspunkt des zweiten Pep-Guardiola-Jahres vorgesehen waren.

So setzte Boateng den letzten Treffer der Bayern-Spielzeit 2014/15. Der Nationalspieler verpasste Trainer Guardiola die obligatorische Bierdusche. „Ich habe ihn voll getroffen“, frohlockte der baumlange Boateng: „Es war nicht so einfach, weil er sich diesmal noch besser versteckt hat.“ Aber das Versteck vor dem Kabinengang war nicht gut genug gewählt. Und so musste Guardiola die bayerische Folklore wie schon bei seiner Meisterpremiere 2014 wieder ertragen.

„Es ist eine große Tradition“, sagte der biergeduschte Katalane, der als einziger kurz nach dem Saisonabpfiff den Blick für einen Moment in die Zukunft richtete: „Nächste Saison werden wir stärker zurückkommen, hoffe ich. Das ist das Ziel“, verkündete Guardiola.

Triple 2013, Double 2014, Single 2015 - der Trophäen-Ausstoß soll in 2016 wieder hochgefahren werden. Allerdings mochten sich die Münchner die Jubilaums-Meisterschaft keinesfalls „kleinreden“ lassen, wie Kapitän Philipp Lahm betonte. Er bekam am Samstag um 17.40 Uhr die Meisterschale von Ligapräsident Reinhard Rauball überreicht. Zuvor hatten Robert Lewandowski (25./Foulelfmeter) und der für sein 500. Pflichtspiel im Bayern-Trikot ausgezeichnete Schweinsteiger (48.) den 25. Saisonsieg herausgeschossen. Einen Bundesliga-Rekord stellten die Bayern zudem mit dem 22. Spiel ohne Gegentor auch noch auf.

Bei der Party im Münchner Postpalast mit Ehrengästen wie dem bayerischen Ministerpräsidenten Hort Seehofer („Der FCB ist nicht nur eine Weltmarke. Er ist eine Familie. Und die hält zusammen“) polierte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge den Jubiläumstitel noch ein bisschen auf. Sieben Bayern-Profis seien 2014 Weltmeister geworden, insgesamt 14 Akteure des Rekordchampions hätten das Turnier in Brasilien gespielt, erinnerte Rummenigge.

„Normalerweise bist du ein Jahr tot. Du läufst keinen Meter mehr, du bist nicht motiviert. Ich glaube ganz einfach, was unser Trainer mit seinem Team dieses Jahr geleistet hat, ist großartig. Vielen Dank dafür, lieber Pep“, sagte Rummenigge in seiner Ansprache auf der Bühne. Bei den letzten Worte legte der Bayern-Chef Guardiola, mit dem er den 2016 auslaufenen Vertrag so gerne vorzeitig verlängern würde, freundschaftlich die Hand auf die Schulter.

Guardiola hatte gegen Mainz noch einmal für Verwunderung gesorgt, besonders auch beim Torschützen Lewandowski. Als Routinier Claudio Pizarro in der 73. Minute seine verdienten Abschiedsminuten erhielt, leuchtete am Spielfeldrand die Nummer 9 auf. Ausgerechnet Lewandowski musste vom Feld, den da noch zwei Treffer vom erneuten Gewinn der Bundesliga-Kanone trennten. Diese konnte sich der Frankfurter Alexander Meier mit 19 Toren sichern. „Ich hatte noch eine kleine Chance“, sagte Lewandowski, der „ein bisschen“ erstaunt war.

„Es waren noch 15 Minuten zu spielen, da kann viel passieren. Aber es war eine Entscheidung des Trainers“, bemerkte der Pole. Seine Party-Laune trübte die Auswechslung aber nicht nachhaltig: „Ich freue mich, dass ich deutscher Meister bin. Das ist für mich Nummer 1.“