Statistik enthüllt „kreative Buchführung“ Griechenlands
Ilmenau (dpa) - Was viele schon ahnten, ist jetzt wissenschaftlich belegt: Griechenland hat bei seinen Bilanzen über Jahre hinweg kräftig geschummelt - das zumindest wollen Wissenschaftler der TU Ilmenau mit Hilfe eines mathematischen Gesetzes herausgefunden haben.
Das Ergebnis: Griechenland „war offenbar nur mit Hilfe dieser Täuschung im Jahr 2001 in den Euro-Raum aufgenommen worden“, schreibt das Team um Prof. Gernot Brähler in einer Mitteilung vom Dienstag. „Darüber hinaus hatte Griechenland mit den getürkten Zahlen eventuell drohende Strafzahlungen vermieden.“
Wie die Wirtschaftswissenschaftler darauf kommen? Grundlage ist ein statistischer Test auf dem Jahr 1938 - das Benfordsche Gesetz. Demnach treten Zahlen immer mit einer Regelhaftigkeit auf: Sie beginnen häufiger mit kleinen Ziffern wie 1, 2 oder 3. Die 1 steht bei 30 Prozent aller Zahlen vorn. „Wenn jemand Zahlen fälscht, kommt es regelmäßig zu einer Abweichung der Benford-Verteilung“, erklären die Experten.
Und welches Land wich am stärksten von der Statistik ab? Na klar. „Griechenland landete auf dem letzten Platz“, berichten die Wissenschaftler. Damit liege der Verdacht auf „kreative Buchführung“ nahe. Für ihre Studie hatten sie die Zahlen aller EU-Staaten von 1999 bis 2009 untersucht - für jedes einzelne Land waren es 156 Werte wie Schuldenstand, Investitionen oder Ausgaben.
Besonders interessant: Belgien schnitt kaum besser ab als Schuldensünder Griechenland. Auch dessen Daten „einer genaueren Prüfung“ zu unterziehen sei daher lohnenswert, raten die Forscher. Kleiner Trost: Deutschland schaffte es bei dem Test immerhin ins Mittelfeld.