„Stop loss“: Was den Börsencrash noch verschlimmern kann
Berlin/Frankfurt (dpa) - Seit Tagen kennen die Kurse an den Aktienmärkten rund um den Globus nur eine Richtung: nach unten. Als Gründe für die beängstigende Talfahrt nennen Analysten in erster Linie die Schuldenkrisen in den USA und Europa und die Furcht vor einer weltweiten Rezession.
Doch es gibt auch andere Faktoren, die den Kursrutsch beschleunigen - zum Beispiel technische Vorgänge im Computerhandel. Derzeit sorgt vor allem die Handelsoption „stop loss“ (dt. „den Verlust beenden“) dafür, dass sich der Negativtrend weiter verstärkt, wie Klaus Stabel, Marktanalyst bei der Wertpapierhandelsbank ICF Kursmakler AG, erläutert. Der Mechanismus funktioniert so: Ein Anleger gibt seiner Bank mit der „stop loss“-Option den Auftrag, Aktien automatisch zu verkaufen, sobald sie unter einen bestimmten Wert fallen.
„Hintergrund ist, drohende Verluste einzudämmen“, erläutert Stabel. Dies führe aber in einer Situation wie derzeit häufig zu einer Massenhysterie. „Es kommt eine Herdenbewegung in Gang.“ Die Ausschläge auf den Aktienkurs sind entsprechend. Verstärkend komme hinzu, dass sich die Verkaufswelle dann auch in anderen aktienbasierten Anlageformen fortsetzt, also etwa auch bei Fonds. Auch Termingeschäfte können zu der Dynamik beitragen. Analyst Stabel hält die derzeitigen Verluste für „viel höher als wirtschaftlich geboten“ und ergänzt: „Wenn einer raus will, wollen alle raus.“ Sein Trost: Mit dem gleichen Mechanismus ist auch eine Bewegung in die andere Richtung möglich.
Gerade die Monate Juli und August sind besonders krisenanfällig, weil der Handel wegen der Urlaubszeit recht dünn ist und viele Anleger ihre Depots mit Optionen abgesichert haben. Denn mit dem eingebauten Limit samt Verkaufsautomatik muss ein Anleger das Depot nicht ständig im Auge behalten.