Suche nach „sicheren Häfen“ sorgt für Kurskapriolen
Frankfurt/Main (dpa) - Unmittelbar vor dem Jahresende sorgt die Schuldenkrise an den europäischen Anleihenmärkten für Kurskapriolen - und für ungläubiges Kopfschütteln bei Experten. Auf der verzweifelten Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten werden neuerdings sogar leichte Verluste hingenommen.
Besonders deutlich zeigte sich dies bei der jüngsten Versteigerung von Staatsanleihen in Dänemark. Auktionen mit kurzen Laufzeiten sorgten teilweise für eine „negative“ Rendite. Das heißt, der dänische Staat muss für frisches Kapital unter dem Strich nichts zahlen und kann sogar eine Prämie einstreichen.
Experten vergleichen die jüngste Entwicklung hin zu immer niedrigeren Zinsen für vermeintlich sichere Staatsanleihen mit einer Art „Kontoführungsgebühr“. Länder wie Dänemark profitieren damit von Bestnoten bei der Bewertung der Kreditwürdigkeit. Mit Standard & Poor's, Moody's und Fitch stufen alle drei der weltweit führenden Ratingagenturen das skandinavische Land mit der Höchstnote „AAA“ ein. Dänemark ist Mitglied der Europäischen Union, gehört aber nicht der Eurozone an.
Wie die übrigen skandinavischen Länder genießt Dänemark unter Investoren den Ruf als Hort der Stabilität. Der Blick auf den freien Handel mit europäischen Staatsanleihen am sogenannten Sekundärmarkt zeigt ebenfalls sehr niedrige Zinssätze für Anleihen des kleinen Königreichs. Die Rendite von zweijährigen dänischen Papiere verharrte am Freitag praktisch bei Null. Damit liegt das Zinsniveau Dänemarks sogar noch tiefer als im ebenfalls besonders sicher geltenden Deutschland. Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zwei Jahren rentieren derzeit mit rund 0,15 Prozent.
An den internationalen Finanzmärkten sind die kuriosen Kurse aus Dänemark aber nicht mehr als eine kleine Kapriolen. Die Auswirkungen auf das Marktgeschehen insgesamt sind sehr gering, weil der Markt für dänische Staatsanleihen im Vergleich zu anderen Märkten verschwindend gering ist.
Bei den Versteigerungen von insgesamt drei dänischen Anleihen mit kurzen Laufzeiten von drei, sechs und neun Monaten sammelte das Land zuletzt insgesamt 2,320 Milliarden Kronen (etwa 312 Millionen Euro) ein. Zum Vergleich: Der größte Anleihenmarkt der Welt sind die Vereinigten Staaten vom Amerika. Hier spülen Aktionen von Staatspapieren mit ähnlicher Laufzeit regelmäßig zweistellige Milliarden-Beträge in Dollar in die Kasse.
Wenn also zahlungskräftige Investoren aus den Boomregionen Asiens mit dem Gedanken spielen, ihr Geld künftig in Dänemark zu investieren, hätten sie ein Problem: Es gibt einfach viel zu wenig Volumen, um die milliardenschweren Summen an den Märkten Nordeuropas zu platzieren. Chinesische Investoren wie der Milliardär Huang Nubo haben beim Blick auf Skandinavien ganz andere Ziele vor Augen. Huang Nubo führt derzeit Verhandlungen in Finnland und Dänemark. Es geht um die Investition von 200 Millionen Dollar - allerdings sollen die als Direktinvestitionen in ein Tourismusprojekt fließen und nicht den Staatshaushalt finanzieren.