S&P warnt: Zypern-Rettung könnte Präzedenzfall werden
London/Frankfurt/Main (dpa) - Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat den Rückgriff auf Bankkunden in der Rettung zyprischer Geldhäuser kritisiert.
Auf die Bonitätsnoten europäischer Banken ergebe sich zwar keine unmittelbare Auswirkung, teilte S&P mit. Allerdings habe das Vorgehen in Zypern möglicherweise einen Präzedenzfall geschaffen, der bei künftigen Rettungsaktionen Anwendung finden könnte. Der Rückgriff auf Großanleger, Gläubiger und Aktieninhaber sei verglichen mit vorherigen Fällen ein klarer Richtungswechsel.
S&P schließt sich mit seiner Kritik der Konkurrenz von Moody's
und Fitch an. Die beiden anderen großen Ratingagenturen hatten den
zyprischen „Bail-in“, bei dem im Gegensatz zu einem „Bail-out“
Geschäftsbanken nicht mit Steuergeldern gestützt werden, ebenfalls
kritisiert. Auch das Krisenmanagement der europäischen Politik war
mehrfach moniert worden.
Für Irritation in der Zypern-Krise hatte zunächst die geplante,
aber letztlich nicht umgesetzte Belastung von Kleinsparern gesorgt.
Im Nachgang stifteten Äußerungen von Eurogruppenchef Jeroen
Dijsselbloem große Verwirrung. Er hatte das Vorgehen in Zypern
zunächst als mögliches Modell für künftige Problemfälle bezeichnet,
diese Äußerungen aber später revidiert.