Volkswirt warnt nach Erdbeben vor Alarmstimmung

Berlin (dpa) - Sorgen vor einer neuen weltweiten Rezession nach dem verheerenden Erdbeben in Japan sind nach Einschätzung von Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise unbegründet. Die größte Sorge gelte dem Verlust von Menschenleben und dem Vermögen der Menschen in Japan.

„Das sind die wirklich wichtigen Themen“, sagte Heise am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt dürfte Heise zufolge die Katastrophe längerfristig ohne größeren Dämpfer überstehen. Das Ausmaß der wirtschaftlichen Folgen hänge allerdings stark von der Entwicklung um das beschädigte Atomkraftwerk Fukushima ab. „Dass das Japan die Initialzündung für eine große Rezession bringt, ist nicht zu erwarten“, sagte Heise. Wenn es zu einer Atomkatastrophe komme, werde das allerdings „schon nachhaltige Folgen für die japanische Ökonomie haben“.

Japan war von der weltweiten Wirtschaftskrise 2009 unter den großen Volkswirtschaften mit am schlimmsten erwischt worden, hatte sich aber 2010 überraschend schnell erholt. Für 2011 und 2012 rechneten Volkswirte schon vor dem Erdbeben aber wieder mit deutlich geringeren Wachstumsraten. Größtes Problem der Japaner ist allerdings die gigantische Staatsverschuldung, die mit rund 200 Prozent der Wirtschaftsleistung deutlich größer ist als in allen anderen Industriestaaten.

Vor diesem Hintergrund ist Japans Wirtschaft zur Unzeit von dem Erdbeben erwischt worden. Heise erwartet allerdings, dass die kurzfristigen Produktionsausfälle rasch wieder aufgeholt werden - zumal die meisten Sachwerte dort versichert seien. Wie andere Ökonomen verweist Heise auf den sogenannten „Kobe-Effekt“. In der Stadt Kobe hatte 1995 ein Erdbeben verheerende Schäden angerichtet und für kurze Zeit einen Konjunkturdämpfer verursacht. Der war aber durch den folgenden Wiederaufbau mehr als wettgemacht worden. Außerdem befänden sich vor allem die asiatischen Handelspartner der Exportnation Japan in einem starken und selbsttragenden Aufschwung. „Das hilft natürlich auch Japan.“