Geophysiker: Schwere Erdbeben nicht häufiger

Potsdam (dpa) - Neuseeland, China und jetzt Japan: Die jüngste Häufung schwerer Erdbeben ist nach Ansicht des Potsdamer Geophysikers Birger Lühr reiner Zufall.

„Die Erde ist nicht geodynamisch aktiver als früher“, sagte der Wissenschaftler vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. Erdbeben würden seit rund 100 Jahren gemessen, ihre Häufigkeit sei seitdem statistisch konstant.

„Was sicherlich zugenommen hat, ist die öffentliche Wahrnehmung von schweren Erdbeben“, sagte Lühr. Dies hänge mit der wachsenden Weltbevölkerung und der Ausbreitung von Mega-Städten zusammen. Auch in unbesiedelten Regionen bebe die Erde ständig. „Das bemerkt aber kaum jemand, und es hat auch keinen News-Wert“, ergänzte Lühr.

Das Erdbeben in Japan hatte eine Stärke von 8,9. Statistisch kommt es nach Angaben von Lühr einmal pro Jahr auf der Welt zu einem Beben von der Stärke 8 und mehr. 16 mal im Jahr kommen Erdbeben der Stärke 7 und mehr vor, 120 mal von der Stärke 6 und mehr. „Beben von der Stärke 5 und mehr gibt es 1000 pro Jahr. Das zeigt also: Es bebt ständig irgendwo auf der Erde.“

Die Wissenschaftler vom Potsdamer Geoforschungszentrum erwarten nach dem gewaltigen Erdbeben in Japan weitere Nachbeben. Bei den Erschütterungen am Freitag war nach Angaben von Geophysiker Lühr ein Erdsegment von etwa 500 Kilometern Länge gebrochen. „Dadurch gibt es eine enorme Spannungsverlagerung auf die Nachbarsegmente, die dann auch brechen können“, sagte der Forscher.

Dies sei schon häufig vorgekommen, etwa beim Erdbeben auf Sumatra im Dezember 2004. Dadurch entstand ein Tsunami - es starben etwa 228 000 Menschen. „Als Ostern 2005 dann das Nachbarsegment brach, gab es das nächste schwere Beben auf Sumatra“, sagte Lühr.