Fragen und Antworten Was Niki Lauda mit seiner alten Liebe vorhat

Wien/Frankfurt (dpa) - Lauda Air, Flyniki, Niki und jetzt LaudaMotion: Der Ex-Rennfahrer und ausgebildete Pilot Niki Lauda hat in seinem Leben schon viele Fluggesellschaften geführt.

Foto: dpa

In einem spannenden Bieterrennen um die insolvente, einst von ihm selbst gegründete Fluggesellschaft Niki hat der Wiener Geschäftsmann jetzt starke Konkurrenz aus Großbritannien ausgebremst. Er bereitet einen schnellen Neustart vor.

Was hat Niki Lauda mit der Fluggesellschaft vor?

Zunächst einmal will der Unternehmer die Niki unter dem Dach seiner bereits bestehenden Charter-Gesellschaft LaudaMotion möglichst schnell wieder in die Luft bekommen. Zum Start des Sommerflugplans Ende März und damit pünktlich zu den Osterferien und der ersten Reisewelle im Jahr will der Unternehmer 15 Airbus-Maschinen in der Luft haben, die er sich von der Lufthansa holen will. Einen möglichst großen Teil der Sitze will er an Reiseveranstalter verkaufen, insbesondere mit dem Partner Thomas Cook sind die Gespräche bereits weit gediehen. Mittelfristig scheint aber fraglich, ob sich eine Gesellschaft dieser Größe zwischen den schnell wachsenden Billigriesen wie Ryanair, Easyjet, Wizz oder der Lufthansa-Tochter Eurowings behaupten kann.

Was bedeutet die Übernahme durch Lauda für die Passagiere?

Urlauber dürfen wohl weiterhin auf stabile Preise bei Pauschal-Flugreisen hoffen, Geschäfts- und Städtereisende aber könnten enttäuscht werden, vermutet Experte Klaus Müller vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Das hängt mit der Ausrichtung Laudas auf touristische Ziele zusammen. Die als Bieter abgehängte IAG-Tochter Vueling wie auch der Bieter Ryanair wären wesentlich stärker in den europäischen Punkt-zu-Punkt-Verkehr eingestiegen und hätten dort in der Tendenz für mehr Konkurrenz und sinkende Preise gesorgt. „Die deutlich kapitalkräftigere Vueling wäre für die Lufthansa der weit unangenehmere Gegner gewesen“, sagt Airline-Berater Gerald Wissel.

Kann IAG den Deal mit Lauda noch verhindern?

Juristische Ansatzpunkte im komplizierten Insolvenzrecht gibt es nach dem doppelten Verfahren in zwei EU-Staaten sicherlich. Auch steht noch die Entscheidung des Bundesgerichtshofes zum Neustart des Insolvenzverfahrens in Österreich aus. In einer ersten Reaktion hat sich die British-Airways-Mutter aber eher resigniert gezeigt und bedauert, dass Niki „nicht in der Lage sein wird, sich als Teil der Gruppe zu entwickeln und zu wachsen“. Wahrscheinlich spielt der Faktor Zeit eine Rolle, da die seit Dezember ruhenden Start- und Landerechte der Niki als einziger nennenswerter Vermögensgegenstand nicht ewig frei gehalten werden können. Die österreichischen Behörden haben in dieser Frage ihre Ermessensspielräume bereits gut ausgeschöpft und neigen ohnehin der Lauda-Lösung zu.

Wie viel hat Lauda bezahlt und wer erhält das Geld?

Über die genaue Summe haben die Beteiligten Stillschweigen vereinbart. Nach Informationen der Zeitung „Die Presse“ hat Lauda die alte Vueling-Offerte eines Kaufpreises von 36,5 Millionen Euro zumindest überboten und in einem dramatischen Bieterverfahren noch in der Nacht nachgebessert. Auch wenn Laudas Privatvermögen auf mehr als 200 Millionen Euro geschätzt wird, bestehen insbesondere bei den Arbeitnehmern Zweifel, ob er die Übernahme tatsächlich alleine bewältigen will. Das Geld geht an die Niki-Gläubiger im deutschen und österreichischen Verfahren. Alle Gläubiger seien gleichberechtigt, versichert der Sprecher des deutschen Insolvenzverwalters Lucas Flöther.

Wie reagieren die Arbeitnehmer auf die Rückkehr ihres einstigen Chefs?

Reserviert, denn die Beschäftigten hatten einen anderen Favoriten: Das war Vueling und nicht Lauda. Es wurden sogar Unterschriften gesammelt, um ein Zeichen für die ursprüngliche Lösung zu setzen. Lauda hat aus seiner Zeit als Niki-Chef den Ruf eines Arbeitgebers, der nicht viel Rücksicht nimmt. „Bei mir mussten Flugbegleiter nie Toiletten putzen, so ein Blödsinn“, wehrte er sich jüngst gegen alte Vorwürfe. Um die Mannschaft, vor allem die abwanderungswilligen 220 Piloten zu halten, signalisiert Lauda jetzt auch die Bereitschaft zum Abschluss eines Tarifvertrags und will allen ein Jobangebot machen. Das nehme man wohlwollend zur Kenntnis, hieß es vonseiten der Gewerkschaft GPA-djp. „Es scheint viel Neues auf dem Tisch zu sein“, sagte Niki-Betriebsratschef Stefan Tankovits.

Welche Rolle spielt die deutsche Thomas-Cook-Gesellschaft Condor?

Unter der Ägide ihrer einstigen Mutter Air Berlin war die Niki extrem schlank aufgestellt. Flugbetrieb, Crew-Planung und andere zentrale Aufgaben wurden von der Mutter erledigt. In diese operative Rolle soll nun die Condor schlüpfen, entsprechende Verhandlungen sind angekündigt. Möglicherweise könnten die Deutschen auch die Restplätze der LaudaMotion vermarkten, die nicht von Veranstaltern gebucht werden. Luftverkehrsexperte Wissel wittert bereits die erneute Chance, einen schlagkräftigen Ferienflieger außerhalb des Lufthansa-Konzerns zu gründen mit der Ex-Niki als Nukleus und den Flotten der Touristiker Thomas Cook und TUI. Dieser Plan war bereits vor der Air-Berlin-Pleite durch den damaligen Großaktionär Etihad vorangetrieben worden.