Berlin-Italien Was wir über Amris Flucht wissen und was nicht

Berlin (dpa) - Nach dem Anschlag auf einem Berliner Weihnachtsmarkt wurde in ganz Europa nach Anis Amri gefahndet. Der 24-jährige Tunesier tauchte unter - und auf einem Bahnhof bei Mailand wieder auf.

Dort wurde er von einem Polizisten erschossen. Wie verlief seine Flucht?

WAS WIR WISSEN

War Amri der Attentäter von Berlin?

Die Ermittler sind sich sicher, dass Anis Amri (24) bei dem Terroranschlag am Montagabend den Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gesteuert und mindestens zwölf Menschen getötet hat. Seine Fingerabdrücke wurden am Fahrerhaus des Lastwagens sichergestellt.

Wie kam Amri zum Bahnhof Sesto San Giovanni?

Zumindest sein Weg von Frankreich nach Italien ist grob bekannt: Der Terrorverdächtige kaufte am Donnerstag in Lyon das Bahnticket für Italien, wie die französische Wochenzeitung „Journal de Dimanche“ mit Verweis auf eine hochrangige Quelle im Pariser Innenministerium berichtete. Über das französische Chambéry fuhr er italienischen Polizeiangaben zufolge nach Turin und von dort mit der Bahn nach Mailand, wo er am frühen Freitagmorgen am Bahnhof Sesto San Giovanni erschossen wurde.

Kannte Amri Italien?

Ja. Der Tunesier war 2011 nach seiner Flucht über das Mittelmeer nach Italien gekommen. Wegen verschiedener Gewalttaten saß er dort vier Jahre im Gefängnis. 2015 setzte er sich nach Deutschland ab. Er war in Kalabrien, bevor er Italien verließ.

WAS WIR NICHT WISSEN

Wo war Amri unmittelbar nach dem Anschlag, und wann genau hat er Deutschland verlassen?

Das ist nicht bekannt. Noch am Donnerstagabend hatten die Ermittler Amri in Berlin vermutet, wie etwa der „Tagesspiegel“ berichtete. Das RBB-Fernsehen hatte Bilder einer Überwachungskamera gezeigt und berichtet, darauf sei Amri vor einem Moschee-Verein zu sehen, der als Salafisten-Treffpunkt gilt. Am Freitag teilte jedoch der Chef des Landeskriminalamts, Christian Steiof, mit, bei der Person handele es sich nicht um Amri.

Wie gelangte Amri von Berlin nach Lyon?

Dazu gibt es noch keine Informationen. Französischen Medienberichten zufolge kaufte Amri in Lyon das Bahnticket nach Italien.

Hatte er Helfer bei seiner Flucht?

Es ist noch nicht klar, ob der 24-jährige Tunesier ein Komplizennetzwerk hatte. Generalbundesanwalt Peter Frank betonte, dies müsse dringend untersucht werden.

Was wollte er in Italien?

Es ist möglich, dass er noch Kontakte von seinem früheren Aufenthalt in Italien hatte. Ob sich dies nach seinem Tod noch klären lasst, ist fraglich.

Wollte er von Sesto San Giovanni weiterreisen?

Das ist nicht bekannt. Eine Hypothese ist, dass er sich falsche Papiere besorgen wollte. Angeblich gibt es in der Nähe ein Zentrum, gegen das wegen Herstellung falscher Dokumente schon einmal ermittelt wurde.

Und wohin?

Eine Vermutung ist, dass Amri aus Europa weg wollte. Marokko könnte ein Ziel gewesen sein. In der Nähe des Bahnhofs Sesto San Giovanni fahren viele Fernbusse ab. Angeblich wollte er am Freitag von Mailand nach Süditalien weiterreisen, berichteten italienische Medien.