Zypern und Dijsselbloem machen Finanzmärkte nervös

Paris/Frankfurt/Main (dpa) - Die Finanzmärkte bleiben angesichts der Zypern-Krise und missverständlichen Äußerungen von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem weiter nervös.

Am Dienstagmorgen bewegte sich der deutsche Aktienindex Dax wegen der anhaltenden Unsicherheit der Anleger zunächst kaum von der Stelle, lag zuletzt aber mit 0,22 Prozent auf 7888 Punkte leicht im Plus.

Dijsselbloem war am Montag von der britischen „Financial Times“ dahingehend zitiert worden, dass die Belastung von zyprischen Bankkunden als Vorbild für andere Euro-Länder dienen könnte. Daraufhin rutschten sämtliche Märkte, von Aktien bis zum Öl, ins Minus, auch der Euro-Kurs gab nach. Der Niederländer relativierte anschließend seine Äußerungen und betonte, er sei falsch interpretiert worden.

Dijsselbloem unterstrich in einer Mitteilung, dass Zypern ein besonderer Fall sei und es sich bei den Hilfsprogrammen für Euro-Krisenländer stets um maßgeschneiderte Lösungen handle. Der Tageszeitung „De Volkskrant“ (Dienstag) sagte er, der Rettungsplan für Zypern sei keine „Blaupause“ für andere Länder. Der Kurs des Euro im Vergleich zum Dollar und die Ölpreise erholten sich daraufhin am Dienstagvormittag wieder etwas.

Der französische Notenbanker Benoit Coeure versuchte ebenfalls, die Debatte zu beruhigen, und bezeichnete das Krisenmanagement in Zypern als klaren Sonderfall. Die Probleme seien einzigartig, kein anderes Land im Euroraum befinde sich in einer vergleichbaren Lage, sagte das Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) dem Radiosender „Europe 1“.

Analysten rätselten, inwieweit die ursprünglichen Aussagen von Dijsselbloem durchdacht waren. In jedem Fall sei die „Büchse der Pandora“ weiter geöffnet worden, kommentierte Experte Dirk Gojny von der National-Bank. Damit ist gemeint, dass die Einbeziehung von Bankkunden aus Sicht der Anlager in künftige Euro-Rettungsaktionen wahrscheinlicher geworden ist.

Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, plädierte dafür, Gläubiger von Banken und Staaten bei Rettungsmaßnahmen stärker einzubinden und dafür Steuerzahler und Kleinsparer zu schonen. „Man sollte jede sich bietende Gelegenheit nutzen, um Marktdisziplin wieder herzustellen“, sagte er dem Handelsblatt (Dienstag). „Die Gläubiger von Banken und Staaten müssen herangezogen werden, bevor der europäische Steuerzahler zu Hilfe gerufen wird.“

Nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wird es Zypern ohne weitere Maßnahmen nicht gelingen, seine Schuldenprobleme in den Griff zu bekommen. „Die wirtschaftlichen Perspektiven der nächsten Jahre sind sehr trübe in Zypern, was die Staatsschulden weiter in die Höhe treiben wird“, schreibt der DIW-Steuerexperte Stefan Bach in einem Gastbeitrag für „Handelsblatt Online“.