Zyprische Banken machen Donnerstagmittag wieder auf
Nikosia (dpa) - Es ist ein heiß ersehnter Moment für die Menschen auf Zypern: Am Donnerstagmittag sollen die Banken des Inselstaats nach mehr als zehn Tagen Schließung wieder ihre Schalter öffnen.
Zwischen 12.00 und 18.00 Uhr Ortszeit könnten die Kunden Geld vom Konto abheben - allerdings mit gravierenden Einschränkungen. Dies teilten am Mittwochabend die Zentralbank Zyperns und das Finanzministerium in Nikosia mit. Es gelten strenge Sicherheitsvorkehrungen.
Pro Person und Konto sollen die Zyprer maximal 300 Euro pro Tag abheben dürfen - weniger als zunächst angenommen. Daueraufträge für die Zahlung von Löhnen über das Online-Bankingsystem werden wieder erlaubt. Damit sollen alle Angestellten ihre Gehälter erhalten.
Zudem sollen Einschränkungen des Zahlungsverkehrs den Abfluss von Kapital nach einer Öffnung der Banken verhindern. Der Beschluss der Zentralbank sieht Grenzen für Auslandsüberweisungen sowie Auflagen für Immobilienverkäufe und für die Abwicklung von Exportgeschäften vor. Wie lange die Beschränkungen gelten sollen, wurde nicht mitgeteilt.
Zyperns Banken sind seit dem 16. März geschlossen. Seitdem können sich die Menschen im griechischen Teil der Insel nur noch aus Geldautomaten mit Bargeld versorgen. Hintergrund war der Beschluss eines Rettungspakets, mit dem ein Zusammenbruch des Bankensystems und der Staatsfinanzen verhindert werden sollte.
Die Sicherheitskräfte seien vor der Öffnung der Banken in Bereitschaft, auch um kriminelle Überfalle zu verhindern, sagte der zyprische Polizeisprecher Andreas Angelides. „Wir haben alle nötigen Maßnahmen getroffen, damit die Leute geschützt werden. Wir fordern alle Leute auf, auch selbst aufmerksamer zu sein, wenn sie die Bank verlassen“, sagte Angelides. Ein Sprecher des Genossenschaftsbanken rief die Menschen am Abend zur Ruhe auf: „Ich sage den Leuten: Keine Panik, keine Panik. Jeder wird das bekommen, was ihm zusteht.“
Die zyprische Zentralbank ist einem Zeitungsbericht zufolge am Mittwoch mit fünf Milliarden Euro Bargeld ausgestattet worden. Das Geld sei am Abend in einem schwer bewachten Konvoi vom Flughafen Larnaka aus zur Zentralbank in Nikosia gefahren worden, berichtete die Tageszeitung „Kathimerini“. Das von der Europäischen Zentralbank (EZB) bereitgestellte Bargeld werde an die Bankfilialen auf Zypern verteilt. Die Lieferung sei von Hubschraubereinheiten in der Luft gesichert worden.
Im einzelnen sollen nun Auslandsüberweisungen und Zahlungen mit Kreditkarten im Ausland pro Person und Bank zunächst auf 5000 Euro beschränkt werden. Für Beträge bis zu 200 000 Euro ist eine Genehmigung der Zentralbank notwendig. Zyprer sollen zudem pro Auslandsreise maximal 1000 Euro Bargeld mit sich führen dürfen. Festgeldanlagen dürfen nicht vorzeitig gekündigt werden. Dies soll verhindern, dass Kapital in großem Umfang aus Zypern abgezogen wird.
In Berlin bezeichnete Regierungssprecher Steffen Seibert das Zypern-Rettungspaket als „singulären Fall“. Es handele sich um eine maßgeschneiderte Lösung, um die individuellen Probleme Zyperns zu lösen. Er distanzierte sich damit von den umstrittenen Äußerungen von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem, ohne aber direkt darauf einzugehen. Dieser hatte erklärt, die Beteiligung von Kontoinhabern an der Bankenrettung Zyperns könnte auch als Modell für künftige Hilfsprogramme gelten, war dann aber zurückgerudert. Der Rettungsplan für Zypern sei zwar keine „Blaupause“ für andere Länder. Doch künftig würden zunächst Banken selbst und Großanleger angesprochen, sagte Dijsselbloem in weiteren Interviews.
Nach dem Rettungspaket sollen Einlagen oberhalb der EU-weiten Sicherungsgrenze von 100 000 Euro an der Banken-Sanierung beteiligt werden. Das zweitgrößte Geldhaus, die Laiki-Bank, wird abgewickelt. Ein Teil ihres Geschäfts wird von der Bank of Cyprus übernommen. Das kleine Euroland erhält im Gegenzug milliardenschwere Finanzhilfen seiner Europartner, die dem Staatshaushalt zugute kommen sollen.
Zyperns Außenminister Ioannis Kasoulidis kritisierte die Eurozone wegen der Bedingungen für das Hilfspaket. „Um es ganz offen zu sagen: Wir haben dieses Vorgehen nicht als europäische Solidarität empfunden“, sagte Kasoulidis der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ/Donnerstag). Er verwies auf den zyprischen Eigenbeitrag in Milliardenhöhe zur Abwendung eines Staatsbankrotts.
Zypern habe während der Verhandlungen in der vergangenen Woche sogar kurz vor der Entscheidung gestanden, aus der Eurozone auszuscheiden. „Das war eine Möglichkeit, die wir zeitweilig ernsthaft in Betracht ziehen mussten“, sagte Kasoulidis der Zeitung.