Gedenkfeiern zum Volkstrauertag Gedenken an die vielen Opfer von Kriegen

Willich/Tönisvorst. · Am Volkstrauertag erinnerten Vertreter von Politik und Kirche, Vereinen und Verbänden an die Grausamkeit von Kriegen und mahnten zu Frieden in der Welt.

In Vorst fand die Gedenkfeier auf dem Ehrenfriedhof statt. Mitwirkende waren neben Bürgermeister Thomas Goßen der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr und der Männergesangverein Cäcilia 1867 Vorst.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Es ist ein langer Zug, der sich von der katholischen Pfarrkirche in Anrath in Richtung Friedhof bewegt. Den Bettrather Musikanten folgen zahlreiche Vereine und Organisationen. Fahnen und Uniformen der Schützenbruderschaften, der Freiwilligen Feuerwehr, der Malteser, von DLRG, Kolping und DRK sind zu sehen. Heimat- und Bürgervereine haben sich eingefunden, Teile des Stadtrates und der Politik sind vor Ort. Zu KAB, dem Japan-Club Willich, Schulen, dem Bund der Vertriebenen und der KFD gesellen sich weitere Bürger, die schweigend dem Trommelmarsch der Musikgruppe folgen. Ziel ist das Kriegerdenkmal, das mit seinen großen Steinplatten an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Willicher Bürger erinnert. „Es ist gut, dass wir heute hier zusammengekommen sind. 400 Jahre nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges, 170 Jahre nach der März-Revolution, 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges, 80 Jahre nach der Pogromnacht“, sagt Markus Poltermann. Der katholische Pfarrer spricht von Erinnerung, Gedenken, Trauern und Innehalten.

„Wir geben durch unser Erinnern den Ausgelöschten Namen und Würde zurück“, sagt Poltermann und schlägt den Bogen zur aktuellen Zeit. Menschen, die auf Geheiß des Bundetages in Afrika und Afghanistan im Kampfeinsatz sind. Frauen und Männer, die Opfer von Gewalt wurden, die aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion angriffen und getötet wurden.

Menschen, die Hass, Ausgrenzung und Mobbing erfahren. Poltermann hebt die hervor, die Zivilcourage und Solidarität zeigen. Worte, die in den Zuhörern nachhallen, während der Männerchor Orpheus und die Bettrather Musikanten eine musikalische Begleitung anstimmen, zu der auch die deutsche Nationalhymne gehört.

„Dieser Tag ist ein Appell an unsere Mitverantwortung und den notwendigen Einsatz für den Frieden. Die Bemühungen für den Frieden dürfen nie aufhören“, hebt Willichs Bürgermeister Josef Heyes hervor, bevor die eigentliche Kranzniederlegung erfolgt.

Mahnung und Innehalten auch auf dem Vorster Friedhof

Auch auf dem Vorster Friedhof versammeln sich zum Volkstrauertag zahlreiche Menschen. Fahnenträger der Kolpingsfamilie, des Roten Kreuzes, der Freiwilligen Feuerwehr und der Bruderschaften haben sich eingefunden. Mitgestaltet wird die Gedenkveranstaltung vom Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr und dem Männergesangverein „Cäcilia“. Zwei Kränze vom Volksbund deutscher Kriegsopfer und von der Stadt liegen an der Gedenkstätte. Die Fahnen wehen auf Halbmast.

Horst Dicken, Vorsitzender des Vereins „Bürgerbus“, hält in diesem Jahr die Rede. „Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker“, sagt Dicken, auch Soldaten, Vertriebene und „Verfolgte, die einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder einer Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde“, gehörten dazu.

9,7 Millionen tote Soldaten und zehn Millionen tote Zivilisten hat der Erste Weltkrieg gefordert. Die Zahl der Gesamtopfer des Zweiten Weltkriegs gehen weit auseinander. Es wird von 50 bis 65 Millionen Toten ausgegangen. Aber auch die Opfer von aktuellen Kriegen, von Terrorismus, politischer Verfolgung und Bundeswehrsoldaten, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren haben, bezieht Dicken in seine Rede mit ein.

Der St. Töniser spannt den historischen Bogen zum 30-jährigen Krieg, der vor genau 400 Jahren begonnen hat, 1648 endete und „eine Gewaltgeschichte entfesselte, die auf die gesamte Gesellschaft wirkte“. Die Welt sei damals aus den Fugen geraten. Der Volkstrauertag sei auch deshalb wichtig, damit nicht vergessen werde, wie schrecklich Kriege seien und welchen Schmerz sie brächten. Er sei ein Mahnmal für den Frieden: „Unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“ Dem Volksbund, der die Gedenkstätten auf den Friedhöfen für eine friedliche Welt pflegt und erhält, sei er für diese Arbeit dankbar, sagt Dicken.