Klagewelle wegen Unkrautvernichter Jetzt schon 42.700 Klagen gegen Bayer wegen Glyphosat
Leverkusen · Unternehmenschef Baumann führt den drastischen Anstieg der Klagen gegen Bayer auf den Werbeaufwand von Anwälten zurück. Allein für entsprechende Fernsehwerbung seien im dritten Quartal des Jahres mehr als 50 Millionen Dollar ausgegeben worden.
Die Zahl der Klagen gegen Bayer im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat des von Bayer übernommenen US-Unternehmens Monsanto hat sich drastisch erhöht. Bayer-Chef Werner Baumann sagte am Mittwoch bei einer Telefon-Pressekonferenz, dass Bayer bis zum 11. Oktober 2019 in den USA die Klagen von etwa 42.700 Klägern zugestellt wurden. Das sei ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den 18.400 Klägern, die man im Juli kommuniziert hatte. Dieser Anstieg sei offensichtlich dadurch zustande gekommen, dass die Klägerseite ihre Werbeausgaben signifikant erhöht habe, nachdem US-Bundesrichter Vince Chhabria im Mai 2019 das Mediationsverfahren angeordnet hatte, sagte Baumann.
Das Mediationsverfahren könnte mit einem Vergleich von Bayer und den Klägern enden. Offenbar fühlten sich durch die Aussicht auf einen solchen Vergleich zahlreiche Menschen ermutigt, sich den Klagen anzuschließen. So könnten sie an einer möglichen vergleichsweise erzielten Entschädigungszahlung teilhaben. Entsprechende Hoffnung verbreiten auch Anwälte in den USA, die mit der Aussicht auf Zahlungen Mandanten werben.
Im dritten Quartal hätten die Ausgaben der Klägerseite allein für Fernsehwerbung mehr als 50 Millionen US-Dollar betragen, sagte Bayer-Chef Baumann. Das seien keine Schätzungen von Bayer, die Zahlen habe man aus öffentlich zugänglichen Quellen. Wenn man in den USA unterwegs sei, so Baumann, dann nehme man wahr, dass das ein Thema sei, das permanent auf allen Kanälen beworben werde. Allein die Ausgaben für die TV-Werbung seien etwa doppelt so hoch wie in der gesamten ersten Hälfte dieses Jahres. Daher sei auch mit einem deutlichen Anstieg der Klagen zu rechnen gewesen. Die Zahl der Klagen sage allerdings nichts über deren Begründetheit aus, fügte Baumann hinzu.
Bayer geht davon aus, dass es bis zum Ende dieses Jahres keine neuen Gerichtsverhandlungen mehr geben wird. Alle ursprünglich für 2019 terminierten Verfahren wurden vor dem Hintergrund der laufenden Mediationsverfahren verschoben. Baumann fasste zusammen: „Gegen die drei erstinstanzlichen Urteile der Verfahren im US-Bundesstaat Kalifornien haben wir Berufung eingelegt. Diese Berufungsverfahren dauern weiter an, und wir sind dabei, unser Unternehmen in allen diesen Verfahren entschieden zu verteidigen.“
Zugleich beteilige sich Bayer konstruktiv und lösungsorientiert an dem Mediationsverfahren, das Richter Chhabria angeordnet hat. Der Inhalt der Mediationsgespräche sei vertraulich, daher könne er weder zur zeitlichen Planung noch zu inhaltlichen Überlegungen Auskunft geben. Bayer werde nur einem Mediationsergebnis zustimmen, „das wirtschaftlich sinnvoll und so strukturiert ist, dass es den Verfahrenskomplex zu einem vernünftigen Abschluss bringt“, so Baumann. Dazu gehöre auch, dass es für Bayer eine Sicherheit zum Abschluss des gesamten Verfahrenskomplexes gebe.
In der Telefon-Pressekonferenz wurde Baumann auch mit in der Branche kursierenden Zahlen konfrontiert, dass ein Vergleich Bayer bis zu 20 Milliarden Dollar kosten könne. Auf die Frage, ob das seine, Baumanns, Schmerzgrenze für eine solche Einigung sei, antwortete der Bayer-Chef: „Wir wissen, dass es ein breites Spektrum an Schätzungen gibt, was die möglichen Vergleichsbeträge angeht. Hierzu nehmen wir keine Stellung.“
Bayer sei nach wie vor von der Sicherheit Glyphosat-basierter Produkte überzeugt. Landwirte auf der ganzen Welt setzten diesen Wirkstoff ein, weil er Unkraut bekämpfe und Ernten schütze. Der Wirkstoff sei effektiv, ermögliche nachhaltigere Anbaumethoden und sei bei sachgemäßer Anwendung sicher.