Meinung Glyphosat-Prozesse bringen Bayer in die Klemme
Meinung · Die Prozessniederlage in Sachen Glyphosat bringt Bayer in Bedrängnis.
78 Millionen im ersten verlorenen Prozess, 80 Millionen Dollar im zweiten. Und das sind erst zwei von 11. 200 Klagen, denen sich Bayer in Sachen Glyphosat in den USA ausgesetzt sieht. Bei einer Hochrechnung solcher Prozessniederlagen auf die Zukunft müsste Bayer-Chef Werner Baumann schwindelig werden. Doch so einfach ist die Rechnung freilich nicht. Rechtskräftig sind nicht einmal die ersten beiden Prozesse entschieden. Und unter den weiteren Klägern dürften eine Menge sein, die von marktschreierischen Anwälten überzeugt wurden, aufzuspringen aufs Trittbrett. Unter dem Motto: bei dem Chemieriesen aus Deutschland ist noch einiges zu holen.
Eine Rechnung, die, jedenfalls wenn sich der Trend so fortsetzt, nicht aufgeht. Schon jetzt liegt Bayers Börsenwert unter den 63 Milliarden Dollar, die man für den Erwerb von Monsanto inklusive dessen Umsatzbringer Roundup (Glyphosat) bezahlt hat. Dass Baumann da noch am Sonntag davon sprach, „der Monsanto-Kauf war und ist eine gute Idee“, klingt sehr nach dem Pfeifen im dunklen Wald. Bayer hilft es auch nicht weiter, sich auf Hunderte von Studien zu beziehen, die die Ungefährlichkeit von Glyphosat beweisen sollen. Das beeindruckt die US-Justiz nicht.
Gewiss ist es seltsam, dass Wissenschaftler seit Jahren die Gefährlichkeit von Glyphosat prüfen – und ein paar Geschworene wissen es dann besser. Aber eben das ist das Prozessrisiko, das Bayer vor Übernahme von Monsanto offensichtlich falsch eingeschätzt hat. Bayer-Chef Baumann, dem schon das eigene Personal wegen des angekündigten Stellenabbaus nicht allzu freundlich gesonnen sein dürfte, wird auch mit den Investoren Ärger bekommen – auf der Hauptversammlung am 26. April.