Meinung Darum ist Monsanto für Bayer eine Zeitbombe
Gut möglich, dass Bayer sich bald wünscht, nie über den Monsanto-Deal nachgedacht zu haben. Ein Kommentar.
Ob das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat beim Menschen Krebs auslösen kann, ist unter Wissenschaftlern umstritten. Zahlreiche Studien verneinen einen ursächlichen Zusammenhang. Aber die Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation bejaht ihn. Und diese Einschätzung hatte maßgeblichen Einfluss auf das Urteil von San Francisco, wonach Glyphosat-Hersteller Monsanto einem todkranken Krebspatienten umgerechnet mehr als 250 Millionen Euro Schadenersatz zahlen muss. Monsanto geht es Berufung. Ob mit Erfolg, weiß niemand. Klar ist aber, dass in den USA Tausende solcher Klagen anhängig sind. Für den Bayer-Konzern, zu dem Monsanto seit wenigen Monaten gehört, tickt hier eine Zeitbombe.
Bayer-Chef Werner Baumann muss durch die Übernahme des US-Unternehmens mit einem unkalkulierbaren Risiko umgehen. Dabei war sich der gebürtige Krefelder sicher, mit Monsanto den ganz großen Coup zu landen. Als Anbieter von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln ist Bayer durch die Übernahme an die Weltspitze gesprungen. Es geht um eine Schlüsseltechnologie, weil die Zahl der Menschen stetig wächst, aber die Ackerfläche auf der Erde kaum zunimmt. Zudem gilt Monsanto als führend, wenn es um genverändertes Saatgut geht. Das rechtfertigt laut Baumann einen Kaufpreis von mehr als 50 Milliarden Euro.
Bayer hat aber auch das Image von Monsanto übernommen. Und das ist schlecht, sehr schlecht sogar. Vor allem in Europa lehnen die Verbraucher gentechnisch veränderte Produkte ab. Deshalb soll der Name Monsanto so schnell wie möglich verschwinden — zumal auch krebsauslösende und längst verbotene Stoffe wie DDT, PCB und das todbringende Entlaubungsmittel Agent Orange aus den Laboren von Monsanto stammen. Der Name mag jetzt untergehen, aber die Probleme, die die Produkte auslösen, bleiben. Gut möglich, dass Bayer sich bald wünscht, nie über den Monsanto-Deal nachgedacht zu haben.