Meinung Debatte um Billig-Kleidung im Container: Mehr Bewusstsein beim Einkauf

Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Einmal im Jahr den Kleiderschrank zu entmüllen und alles, was sowieso verwaschen, trocknergeschrumpft oder einfach hässlich und kaputt ist, in den Altkleidercontainer zu stopfen, auf dass Raum für neue Billigtops irischer Textilketten entstehe, taugt nicht zur Aufpolierung des eigenen Karmas.

Foto: Judith Michaelis

Weder die armen Menschen in Deutschland noch die armen Menschen in Afrika wollen die Abfallprodukte unserer Konsumwut noch auftragen. Beziehungsweise: Es gibt auf der Welt gar nicht genug arme Menschen, um so viel Schrotttextilien noch einen Leib zur Verfügung zu stellen.

Dass man bald bezahlen soll, wenn man seine abgelegten Kleider für karitative Zwecke spenden will, ist vor diesem Hintergrund als Appell zu verstehen, sich mal an die eigene Nase zu fassen. Und vermutlich wird jeder, der in den vergangenen Jahren einmal einen Sack Klamotten in einen Altkleidercontainer geworfen hat, eingestehen müssen: Darin waren keine Lieblingsstücke, die schweren Herzens — und vielleicht sogar frisch gewaschen — eingetütet wurden, um bedürftigen Menschen ebenso viel Freude zu bereiten, wie man selbst an ihnen hatte. Es war der Ramsch. Vielleicht mit dem Gedanken, dass er für manche Menschen immer noch besser sei als nichts — aber so ist es eben nicht, das machen Fairverwertung und Greenpeace überdeutlich.

Unsere Wegwerferei tut also nicht nur nichts Gutes in Deutschland — sie zerstört auch noch zarte Triebe einer sich aufbauenden Textilindustrie in afrikanischen Ländern, wo unsere Flut an Stoffspenden eine unlautere Konkurrenz darstellt. Von der Ökobilanz mal zu schweigen, wenn die Textilien aus Fernost billig zu uns gekommen sind, um kaum getragen noch billiger nach Afrika gegondelt werden. Mehr Bewusstsein — das ist das Einzige, was hilft. Beim Einkauf wie beim Aussortieren und Teilen. Dann klappt es vielleicht auch mit dem Karma.